Deutsche Förderung der irakischen Entführungsindustrie

Und wieder geifern die Medien und die Populisten im Parlament: “Was hatten Sie auch im Irak suchen. Selbst schuld.” Das klingt so ähnlich wie: “Was mußte die Frau auch diesen kurzen Rock anziehen und nachts durch den Park gehen.”

Nachdem jetzt durch Dusseligkeit der Regierung auch dem letzten mittelständischen Verschleppunternehmer im Irak klar ist, das die deutsche Regierung schnell, zuverlässig und gut bezahlt für die Freilassung ihrer Bürger, war es nur eine Frage der Zeit, bis die nächsten dran sind.

Und Unions-Lösegeldvizeexperte Bosbach zeigt erneut die Grenzen seiner Weisheit auf mit Sprüchen, die Firma der entführten Ingenieure an den Kosten beteiligen zu wollen, und das, wo doch der Ausgang noch völlig offen ist – möchte wissen, ob er dabei bleibt, wenn die Männer das nicht überleben.

Dafür, das er damit völlig unnötig die Verhandlungsposition der Regierung schwächt (Ah, Firma gibt auch Geld, dann Preis natürlich höher.), sollte man ihm den Teil der Lösegeldsumme von seinen Bezügen abziehen, der das Osthoff-Lösegeld übersteigt. Oder der CDU-Fraktion in Rechnung stellen, die sich so einen Vizesprecher leistet.

Bosbach hatte sich ja bereits mit Sätzen hervorgetan wie “Und daneben gibt es ja noch die Frage, ob nicht, wenn Frau Osthoff doch noch relativ viel Geld bei sich hatte, sie sich zumindest mit einem Teil an den Kosten ihrer Befreiungsaktion beteiligen sollte. Das wird jetzt die Bundesregierung prüfen.”

Sind 3000 Dollar jetzt relativ viel Geld für die Bundesregierung? Oder spricht Herr Bosbach aus seiner Beinaheerfahrung als ALG2 Empfänger?

Das ist doch erbärmlich. Ist der Staat schon so arm, daß es Schutz nur noch gegen Geld gibt? Oder nur für Staatsbedienstete, wie im Fall Chrobog, der offenbar genug Geld besitzt und daher er angeboten hat, sich and den Rettungskosten zu beteiligen? Ich bezweifele aber, das er auch nur einen Cent zahlen wird, aber das ist auch richtig so; es dürfte eh keine rechtliche Grundlage für solche Forderungen geben, alles nur leeres Gewäsch vom CDU-Fraktionsvize, der offenbar nie wieder nur ein Hinterbänkler aus der Provinz sein möchte und seinen Namen in Berlin für größere Aufgaben ins Spiel bringen will.

Herr Bosbach, Ihr populisches “selber schuld” herumgestänkere nervt langsam kollossal. Können Sie sich vorstellen, daß ein Mensch wie Susanne Osthoff, der vierzehn Jahre lang in einem Land einem Land lebt, dort vielleicht bleiben will? Ganz abgesehen von den sinnvollen Dingen, die Susanne Osthoff dort getan hat.

Und die beiden deutschen Techniker? Verzichtet Deutschland jetzt auf Öl aus dem Irak, weil es da zu gefährlich ist? Oder sollen nur Nicht-Deutsche das Öl aus dem Boden holen?

Und wo schon die deutsche Regierung seit Jahren so viel Kaufkraft und Optimismus von den Bürgern absaugt, muß sie ja froh sein, daß wenigstens im Export noch verdient wird. Dazu gehört auch, daß man ins Ausland fährt.

Und wenn jemand entführt wird, dann kann man wohl erwarten, das die Behörden und Sicherheitskräfte einfach die Arbeit tun, für die sie bezahlt werden, und das diskret und professionell.

Das beste, was die Politik jetzt tun könnte, wäre das von ihr eingeführte Kopfgeld für deutsche Geiseln in aller Welt zurückzunehmen, indem ein Gesetz beschlossen wird, das es dem Staat grundsätzlich verbietet, Lösegeld zu zahlen.

Das offenbar vorhandene Geld könnte dann stattdessen als Kopfgeld für die Ergreifung der Täter, für private Befreiungskommandos oder Hilfe für die Angehörigen verwendet werden, falls es schiefgeht.

Auf keinen Fall aber gehört mein Steuergeld in die Hände von irakischen Kriminellen, die damit bestimmt nicht zur Verbesserung der Situation im Land beitragen.

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