Eine Glosse
Wer es noch nicht mitbekommen hat: Christoph Keese vom Axel-Springer-Verlag hatte eine tolle Idee für ein Gesetz, mit dem die deutschen Verlage demnächst endlich Google abkassieren können sollen.
Wenn das klappt, hätte ich gern ein Leistungsschutzrecht für Berlin und seine Bürger. Das mit dieser Kostenloskultur in der Stadt muss endlich ein Ende haben.
Jeden Tag ist die Presse und das Fernsehen voll von Berichten über Berlin und seine Bürger, aber wo bleibt das Geld dafür?
Strassen und Häuser, die mit viel Geld errichtet und instand gehalten werden müssen, werden täglich von Pressefotografen und Kamerateams abgelichtet, und Millionen von Menschen in der Stadt leben und arbeiten dafür, dass es überhaupt Interessantes zu berichten gibt. Ohne sie gäbe es Berlin gar nicht, und Tausende von Hauptstadtjournalisten wäre arbeitslos, Zeitungsseiten blieben leer, und die Fernsehsender würden nur noch amerikanische Serien, schlechte Talkshows oder Wiederholungen bringen.
Doch wo bleibt das Geld für diese Lebensleistungen, die in Berlin erbracht werden?
Die ganzen Werbeeinnahmen landen in den Taschen von Verlagen und Sendern, ohne dass die Hausbesitzer, die Autofahrer und die Menschen in der Stadt auch nur einen Cent davon erhalten, und zum Teil sitzen diese Medien auch noch im Ausland.
Wir bauen einen superteuren Flughafen, dessen zu späte Eröffnung den Medien einen wunderbaren, absatzfördernden Skandal beschert. Und der Flughafen und Herr Wowereit gehen völlig leer aus.
Das kann so nicht weitergehen, dass sich diese Medien einfach kostenlos an den Erfolgsgeschichten des Senats und den Lebensleistungen von Millionen Berlinern bedienen.
Es gibt ja Stimmen die behaupten, es wäre für die Medien wohl nicht praktikabel, sich bei jedem abgebildeten Berliner oder Hausbesitzer eine Lizenz zu kaufen, aber hier weist uns das Beispiel des Leistungsschutzrechts auch einen Weg.
Jeder, dessen Eigentum oder Person zum Gegenstand der Medienberichterstattung wird, kann mit dem Leistungsschutzrecht für Berlin dann einfach die Verlage und Sender verklagen, und die müssen dann halt zahlen. So lassen wir uns in Berlin den Flughafen einfach von Springer bezahlen, der ja demnächst bei Google abkassiert.
Befürchtungen, dass für die Medien das Risiko und die Kosten zu hoch wären und sie dann nicht mehr über Berlin berichten, sind doch reine Angstmache. Wer will schon was über München, Hamburg oder Gelsenkirchen lesen.
Und wo wir schon dabei sind: Ein Leistungsschutzrecht für Eltern und Lehrer muss auch dringend her. Es kann ja wohl nicht sein, dass Kinder das ganze Wissen und Know-How von Eltern und Lehrern einfach kostenlos verinnerlichen und später Geld damit verdienen, indem sie einen Verlag gründen, der dann auch noch Google-Kohle kriegt.
Ich werde gleich nächste Woche einen parlamentarische Initiative starten, so dass alle Berliner, die auswärtigen Hausbesitzer, die Autofahrer sowie Eltern und Lehrer auch was von den Google-Milliarden abbekommen.
Auf in die Leistungsschutzrechtsgesellschaft!