Der überhaupt erste Gastbeitrag auf meinem Blog ist von Lena Rohrbach (Wiki und Twitter: Arte Povera), die hier ihre persönliche Meinung als engagiertes Mitglied der Berliner Piraten deutlich tiefgründiger, fundierter und auch sachlicher äußert, als der überwiegende Teil weiblicher und männlicher Diskutanten hierzu bisher in der Lage war. Ich freue mich daher, den folgenden Artikel hier veröffentlichen zu dürfen. – Pavel
Disclaimer:
1. Dies ist keine offizielle Aussage der Piratenpartei Berlin, ich schreibe dies als Privatpirat und nicht als Pressesprecherin.
2. In der Piratinnendebatte wird der Initiatorin viel in dem Mund gelegt, das sie nie vertreten hat. Wenn ich im Folgenden zum Beispiel Quoten diskutiere, heißt das nicht, dass sie diese vertreten hat (hat sie nicht).
3. Ich finde die ständigen Anführungszeichen auch nervig zu lesen, aber im Kontext unvermeidlich.
4. Aus aktuellem Anlass: Ich bin nicht die Gründerin der Piratinnen, wir tragen bloß den gleichen Vornamen. (Das sollte man hoffentlich auch an der im Text vertretenen Position erkennen 😉 ).
Edit: Medikamentenwerbung aus den Kommentaren entfernt, bitte unterlassen. Danke. 🙂
Wo steht die Debatte?
Die Debatte um die Gründung der „Piratinnen“ scheint mir daran zu kranken, dass notorisch unklar bleibt, worüber diskutiert wird. Einig sind sich wohl alle Protagonisten darin, dass – ob nun in- oder außerhalb der Piratenpartei – kein Mensch wegen seines Geschlechtes diskriminiert werden sollte. Gestritten wird erstens darüber, ob dies in der Piratenpartei geschieht, zweitens darüber, wie und ob sich die Piraten zu Genderfragen positionieren sollten.
Die erste Frage werde ich nicht behandeln. Leider ist Diskriminierung immer und überall möglich, auch in der Piratenpartei. Wir sollten uns daher ein wachsames Auge bewahren. Ich selbst habe die Bewegung als allen Geschlechtern, sexuellen Orientierungen und Beziehungsformen gegenüber überdurchschnittlich offenen Raum erlebt, keinesfalls sollten aber aufgrund eigener positiver Erfahrungen andere Stimmen überhört werden.
Interessant scheint mir vielmehr die zweite Frage: Sollten sich die Piraten zu Genderfragen positionieren und wenn ja, wie? Tun sie dies vielleicht bereits und wenn ja, tun sie dies in der rückschrittlichen oder unangebracht sorglosen Weise, die ihnen stellenweise vorgeworfen wird?
Gestritten wird darüber, dass die Piratenpartei sich als „Post-Gender“ verstehe, der Meinung sei, „über sowas hinweg zu sein“, dass „dies bei uns keine Rolle spielt“ oder „wir keine derartigen Probleme haben“. Einige Debattierende begrüßen dies, andere kritisieren es. Leider ist unklar, was „Post-Gender“ bedeuten soll, worüber wir „hinweg sind“, was „keine Rolle spielt“ und welche Probleme wir „nicht haben“. Wir können daher derzeit nur aneinander vorbei reden. Die auf allen Seiten hochkochenden Emotionen erleichtern die Diskussion ebenfalls nicht.
Wo steht die Piratenpartei?
Mein Berliner LV-Kollege Burks wirft Gegnern der Piratinneninitiative vor, auf dem Stand der 60er verharren zu wollen. Seitens der Grünen, die eine gegenderte Sprache und Quoten kennen, wird gerne angenommen, man sei den Piraten in Geschlechterfragen voraus. Ich möchte im Folgenden die These vertreten:
Intuitiv hält die Piratenpartei den progessivsten Standpunkt der sichtbaren deutschen Parteienlandschaft. Sie ist nicht in den 60ern stecken geblieben, sondern in der Postmoderne angekommen: Im geschlechterpolitischen Dekonstruktivismus. Und dort ist sie genau richtig.
Das Beharren auf der geschlechtsneutralen Bezeichnung „Pirat“ wird manchmal – ebenso wie die Weigerung, sich für die Anzahl der „Frauen“ in der Partei zu interessieren (d.h. diese auch nur zu zählen), über Quoten nachzudenken oder Räume (z.B. Mailinglisten) für nur ein Geschlecht zu öffnen – als Desinteresse an der Position sexueller Minderheiten und als mangelnde Sensibilität gegenüber geschlechterpolitischen Fragen gedeutet. Ich befürchte, dass dies in Einzelfällen sogar zutrifft. Für die große Mehrheit der Piraten scheint mir jedoch vielmehr zu gelten, dass sie die überwältigende Bedeutung des Zweigeschlechtersystems als Einordnungsmechanismus ablehnen (manche auch gleich das System als solches). Kurz gesagt: Wir interessieren uns (scheinbar) nicht für „Frauen“, weil wir uns für die Individuen interessieren, die historisch und gegenwärtig durch die Kategorie „Frauen“ vereinnahmt wurden und werden.
Persönlich erscheint mir die Dekonstruktion von sowohl sozialem als auch körperlichem Geschlecht als Kategorie (gender und sex) als das langfristig richtige Ziel. Dies scheint mir erstens strategisch sinnvoll: Man radiert die Kategorie aus, die jeder Sexismus notwendig für sein Funktionieren braucht und deren Nutzen, sofern sie überhaupt einen hat, demgegenüber äußerst beschränkt ist. Zweitens erspart man sich die ontologische Debatte, ob es so etwas wie „Männer“- und „Frauen“körper und -eigenschaften überhaupt "gibt" und wenn ja, in welchem Sinne. Eine radikal dekonstruktivistische Position bekäme zwar auch unter Piraten vermutlich keine Mehrheit. Eine klare Mehrheit scheint es mir aber für die Positon zu geben, dass die Deutungshoheit des Geschlechts über das Individuum zurückgedrängt werden muss. Dass Menschen als Menschen für sich stehen können und nicht zuerst „Frauen“ oder „Männer“ sind. Dass das gesellschaftliche Ziel, mit Gayle Rubin gesagt, lauten sollte: “(To create a) genderless society, in which one’s sexual anatomy is irrelevant to who one is, what one does, and with whom one makes love” (Rubin 1975, 204). Vermutlich ist die Begeisterung, die der geschlechtsneutralen Bezeichnung „Pirat“ in der Bewegung entgegentritt, vorrangig auf die hohe Bedeutung zurückzuführen, die Piraten der Selbstbestimmung des Individuums zumessen. Vielleicht ist sie auch dem hohen Anteil an Schwulen innerhalb der Piratenpartei zu verdanken. Innerhalb der schwullesbischen Szene und der Queer-Theory ist die Kritik an Identitätspolitik fest verankert und werden Theorien wie die Judith Butlers breiter rezipiert als im „klassischen“ Feminismus der Emma-Generation (deren historische Verdienste ich keineswegs kleinreden möchte).
Was man der Piratenpartei zum Vorwurf macht, scheint mir also auf einem Missverständnis zu beruhren: Der Unwille, „Frauen“ sprachlich zu repräsentieren, liegt in dem Unwillen begründet, Geschlecht überhaupt sprachlich zu repräsentieren. Wenn in der Debatte auftaucht, wir seien „Post-Gender“ oder „über so etwas hinweg“ ist also nicht gemeint, dass wir uns nicht um geschlechterpolitische Fragen kümmerten. Stattdessen ist gemeint, dass Geschlecht kein wichtiger Einordnungsmechanismus für Piraten ist.
Das Dilemma
Hier liegt nun eine mögliche Falle. Denn gesamtgesellschaftlich sind wir weit entfernt von der Bedeutungslosigkeit des Geschlechts für die Einordnung des Individuums. Da de facto auf der Basis von "Mann" und "Frau" sozialisiert und diskriminiert wird, scheint man sich also auch ein politisches Werkzeug aus der Hand nehmen zu lassen, wenn man sich den Begriffen stets verweigert. Wer eine Gruppe von Menschen nie als Gruppe von „Frauen“ sieht, übersieht vielleicht, dass andere dies tun und sie auf dieser Basis diskriminieren. Er hat es zudem schwer, an den herrschenden Diskurs anzuknüpfen. Politischer Wandel muss jedoch beim Ist-Zustand ansetzen, um ihn verändern zu können und nicht bloß einen weitgehend wirkungslosen Paralleldiskus zu etablieren. (Tatsächlich scheint es mir sogar von der historischen Situation abhängig, ob etwa. „Frauen“quoten innerhalb einer Partei eine gute Idee sind. Sie mögen dies zur Anfangszeit der Grünen noch gewesen sein, sind dies meines Erachtens aber nicht für die Piraten.)
Wir befinden wir uns also in einem Dilemma: Auf der einen Seite wollen wir statt des Geschlechts bloß das Individuum sehen. Auf der anderen Seite leben wir in einer Gesellschaft, in der Menschen in „Frauen“ und „Männer“ einsortiert und auf dieser Basis unterschiedlich sozialisiert und sogar diskriminiert werden. Eine politische Partei muss sich dieser Realität stellen und einen Umgang damit finden. Sie muss die Probleme begrifflich fassen können und Instrumente entwickeln, sich ihrer anzunehmen. Viele herkömmliche Weisen, dies zu tun, beteiligen sich jedoch gerade an der Konstruktion von Geschlecht als determinierendem Einordnungsmechanismus. Diese Erkenntnis ist Basis der Kritik an sog. Identitätspolitik.
Die postmoderne Kritik an Identitätspolitik
Wer eine „Frauen“beauftragte fordert, einen (analogen oder digitalen) Raum nur für „Frauen“ eröffnet oder eine „Frauen“quote einführt, der betreibt sog. Identitätspolitik. (Möglich ist auch, dass er eine besonders ausgefeilte Politik der Anknüpfung an den herrschenden Diskus über Geschlecht betreibt, die rein strategisch motiviert ist, was aber wohl seltenst vorkommt.) Identitätspolitik geht davon aus, dass es beispielsweise „Frauen“ „gibt“. Diese teilen bestimmte Eigenschaften, die sie zu „Frauen“ machen und können besser durch andere „Frauen“ als durch „Männer“ vertreten werden. Die Kritik an Identitätspolitik kam im Fahrwasser der Postmoderne, des Dekonstruktivismus und Poststrukturalismus. Die Vorwürfe sind vielfältig und beinhalten unter anderem Kritik an…
- … dem der Identitätspolitik zugrundeliegenen Geschlechterrealismus (in der Literatur oft -essentialismus), der eine oder oder mehrere geteilte Eigenschaft(en) als konstitutiv für die Zugehörigkeit zur Gruppe der „Frauen“ betrachtet: Es gebe jedoch kein Kriterium, das tatsächlich alle teilten.
- … den Ausschlussmechanismen, die durch Kategorisierung auftreten: Wer obengenanntes Kriterium nicht teile, gehöre nicht dazu und werde politisch nicht vertreten.
- … der Annahme, das konstituierende Kriterium könne losgelöst von anderen Kritereien, betrachtet werden (zum Beispiel Geschlecht von Hautfarbe oder Klasse).
- … der Vereinheitlichung von Individuen unter einem gemeinsamen Merkmal.
- … der (Re-)konstruktion von Kategorien durch ihre Verwendung
- … der Verschleierung der Konstruiertheit von Kategorien durch ihre Verwendung.
Die Kritik an der Kritik an Identitätspolitik
Theoretikerinnen wie Iris Young, Natalie Stoljar und Linda Alcoff halten dekonstruktivistische Geschlechterpolitik hingegen für problematisch. Kurz gesagt kritisieren sie, dass wir, hätten wir nur noch Individuen und nicht mehr „Frauen“, nicht mehr politisch für sie arbeiten könnten. Um gegen Unterdrückung von „Frauen“ zu kämpfen, müssten wir sie als Gruppe verstehen. Young schreibt: “This individualist ideology, however, in fact obscures opression. Without conceptualizing women as a group in some sense, it is not possible to conceptualize oppression as a systematic, structured, institutional process” (Young 1997, 17). „Unless the category of women is unified“, fasst Mari Mikkola Stoljars Position zusammen, „feminist action on behalf of women cannot be justified“ (Mikkola 2008). Und Alcoff attestiert dem postmodernen Feminismus gar eine Identitätskrise (Alcoff 1988).
Die Kritik an der Kritik an der Kritik (gleich habt ihr´s geschafft!) an Identitätspolitik
Meines Erachtens ist es jedoch problemlos möglich, Diskriminierung zu erkennen und ihr zu begegnen, auch wenn Werkzeuge wie spezifische „Frauen“beauftragte, geschlossene „Frauen“räume, Quoten oder auch nur ein Binnen-I nicht zur Verfügung stehen, da man das normative Zweigeschlechtersystem nicht stets neu mit Bedeutung aufladen möchte. Wird ein Mensch aufgrund eines Merkmals, das diese Behandlung nicht rechtfertigt, negativ behandelt, so wird er diskriminiert. Werden Menschen gehäuft aufgrund eines bestimmten Merkmals diskriminiert, so handelt es sich um einen Typ von Diskriminierung. Diskriminierung kann und sollte von allen Piraten entschlossen entgegengetreten werden. Es ist gerade wünschenswert, dass die Gleichstellung der Geschlechter (Hautfarben, sexuellen Orientierungen…) dabei nicht nur von der scheinbar eigenen Gruppe vorangetrieben wird, sondern sich auch „Männer“ für „Frauen“, „Weiße“ für „Schwarze“, „Heteros“ für „Homos“ einsetzen. Einer für alle, alle für einen – Feminismus geht uns alle an! Gerechtfertigte politische Ziele können nach wie vor verfolgt und auch politisch artikuliert werden. Dass das feministische Projekt, geht es nicht mehr um die Diskriminierung von „Frauen“, sondern von Menschen, deutlich häufiger mit anderen Emanzipationsbewegungen marginalisierter Gruppen zusammenfällt, ist gerade positiv zu werten.
Zusammenfassung
Richtig verstanden besetzt die Piratenpartei mit ihrem Beharren auf terminologischer Geschlechtsneutralität also den progressivsten Standpunkt innerhalb der sichtbaren deutschen Parteienlandschaft. Erst, wenn Individuen als Individuen und nicht mehr als Repräsentanten von Gruppen (z.B. „Frauen“) behandelt werden, ist Sexismus nachhaltig der Boden entzogen und der Weg zu einem selbstbestimmten Pluralismus geebnet. Politische Werkzeuge, die auf der Einordnung von Individuen in Kategorien beruhen, stehen diesem Ziel im Wege. Sie mögen zwar in anderen historischen und geographischen Kontexten aus strategischen Gründen gerechtfertigt sein. Die Piratenpartei Deutschland ist aber kein solcher Kontext.
Das bedeutet nicht, dass Genderfragen für Piraten nicht relevant wären, sondern, dass sie diesbezüglich einen bestimmten Standpunkt vertreten: Dass die Deutungshoheit des Geschlechts über das Individuum zurückgedrängt werden muss und keine politischen Werkzeuge verwendet werden sollten, die diese Deutungshoheit stärken.
P.S., oder: Vorwegnahme eines möglichen Einwandes
Bezüglich. der Satzungsdebatte könnte man einwenden: „ „Pirat“ ist aber nunmal einfach kein geschlechtsneutraler Begriff und man kann ihn nicht per definitionem dazu machen. „Pirat“ ist männlich. Ihn zu verwenden zeugt von der historischen und gegenwärtigen Nichtsichtbarkeit der Frau.“
Die mögliche Alternative, „Piratinnen- und Piratenpartei“ bzw. „Liebe Piratinnen und Piraten“, beteiligt sich jedoch an der Konstruktion des Zweigeschlechtersystems und grenzt zudem Intersexuelle aus. Eine Gender-Gap-Schreibweise, Pirat_innenpartei, vermeidet dies zwar. Sie ist aber nur für Eingeweihte lesbar, parteipolitisch äußerst ungünstig („Was steht da auf dem Stimmzettel? Haben die sich vertippt?“) und betont Geschlecht als wichtige Kategorie – auch, wenn sie nun mehr Geschlechter kennt. Leider haben wir keine geschlechtsneutrale Sprache. Im ganz kleinen aber, im Namen unserer Partei und in unserer Selbstbezeichnung, können wir damit anfangen. (Privatpiraten können sich natürlich nennen, wie sie wollen, sollten jedoch berücksichtigen, dass auch sie Genderkonzepte mitkonstruieren und dass, je mehr Menschen sich als Piratin bezeichnen, der Begriff „Pirat“ umso weniger geschlechtsneutral wirkt.)
P.P.S., oder: Ein kleiner Aufruf zum Schluss
Nachdem ich uns nun also exzessiv für unsere very-sophisticated,-very-up-to-date-Genderposition gelobt habe, noch ein kleiner Aufruf: Die Debatte wird teilweise erschreckend tief unter der Gürtellinie geführt. Persönliche Angriffe und das Niedermachen der Piratinnen ausgerechnet mit sexistischen Tools, Sarkasmus, Maskulinismus, ad-hominem-Argumente sind unangebracht und persönlich verletzend für die Beteiligten. Auch ich kann mich (übrigens schon seit längerem) des Eindrucks nicht erwehren, dass es bei diesem Thema einen besonders ausgeprägten Beißreflex gibt. Den haben wir nicht nötig (und er ist besorgniserregend), denn es gibt gute Argumente, die vorgebracht werden können.
Literatur
Zitiert:
Alcoff, Linda (1988), "Cultural Feminism v. Post-Structuralism: The Identity Crisis in Feminist Theory", Signs (Frühjahr 1988). S.405-436.
Mikkola, Mari (2008): „Feminist Perspectives on Sex and Gender“, in: Edward N. Zalta (Hg.), The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Fall 2008 Edition)
Young, Iris Marion (1997): Intersecting Voices: Dilemmas of Gender, Political Philosophy, and Policy
Zum Weiterlesen:
Benhabib, Seyla et. al. (1995): Feminist Contentions, Routledge.
Butler, Judith (1990): Gender Trouble, Routledge 2006.
85 Antworten zu “Zum Genderthema in der Piratenpartei”
Vielen Dank für den Beitrag! Wenn auf dieser Ebene der Diskurs fortgeführt werden könnte, dann käme es auf das Ergebnis nicht mehr an.
Ein insgesamt sachlicher Beitrag zu diese emotional geführten Diskussion. Danke dafür.
Wenn dies jedoch der Fall sein sollte, so müssen wir auch Abstand von der männlichen Bezeichnung „Pirat“ nehmen und die gesamte Sprache neu erfinden. Ich bitte also um wirklich geschlechtsneutrale Vorschläge zur Erwähnung von Menschen in der deutschen Sprache.
Pirats? Piratons? Pirati? Piratori? Oder?
@Piratenweib: Warum ist „Pirat“ für dich männlich? Weil es dessen sprachliches Geschlecht ist? Ist dann „Person“ für dich weiblich?
@Piratenweib: oder „das Pirat“ ?
Vielen vielen lieben Dank für diesen Artikel. Er sollte Pflichtlektüre für alle Mitglieder (nein, nicht Innen, denn Mitglied ist sächlich…) sein, zumindest für alle erhitzten GemüerInnen (SCNR, nur Spaß ;)).
Danke auch für den Begriff Gender-Gap, den ich noch nicht kannte und gleich mal genauer nachschlagen muss.
@Piratenweib: Georg hat’s genau erfasst. Es heißt ja auch „DAS Mädchen“, aber die meisten davon sind weiblich, da werden wir uns sicher einig. Und Pirat wird eben in der Satzung als geschlechts-unabhängiger Begriff definiert. Sieh das eben als „Neuerfindung der Sprache“.
Chapeau!
Danke,
auf dieser Ebene sollte der Diskurs geführt werden.
Ich kann die postmoderne Kritik ebenfalls nicht teilen, das liegt aber darin begründet, dass ich den „Methoden der Postmoderne“ kritisch gegenüberstehe. Sicher kann man Unterdrückung,Ungleichberechtigung oder Ungleichstellung einer Gruppe in einem Kontext (e.g. Frauen, Männer, Schwarze,Weiße, Kinder(!), etc) noch erkennen, wenn das Individuum im Vordergrund steht. Mann muss sich nur etwas mehr Mühe mit Statistik und Argumentation machen. Für mich steht diese Kritik am Individualismus also vielmehr im Fahrwasser der postmodernen Ablehnung des Rationalismus und dessen Methoden wie z.B. gute Statistik und kohärente Argumentation.
So isses!
Menschen sind Individuen, Individuen sind einzigartig, Kategorisierung beschneidet ihr Mensch-Sein.
Wir sind, wenn auch nicht immer, die erste nicht-feministisch emanzipierte Partei – wie blamabel für alle anderen…
Sehr guter Beitrag!
Es ist allerdings noch ein weiter Weg bis das Geschlecht als Merkmal so unbedeutend wird wie z.B. die Augenfarbe. Geschlossene Schutzräume für ein bestimmtes Merkmal sind IMHO hier eher kontraproduktiv
Dem ist nicht hinzuzufügen!
Hallo Lena,
danke für den ausführlichen Beitrag. Interessanterweise lieferst du die Begründung dafür direkt mit, warum die „Piratinnen“ Initiative auf so starke Ablehnung stößt.
Eine Genderdebatte muss geführt werden. Wer sie jedoch in geschlossenen Runden führen will, wer wie bei der „Piratinnen“ Mailingliste bestimmte Gruppen ausschließen will, der betreibt genau das, was er verhindern will, nämlich Diskriminierung.
Das ist der eine und meines Wissens einzige Grund, warum die Aufregung über die „Piratinnen“ so groß ist und die Kritik so heftig. Die Abkapselung bestimmter Untergruppen in exklusiven Kreiseln erinnert mich als männlichen Piraten dunkel und übel an diejenigen Zeiten, in denen mächtige Männer in exklusiven Zirkeln wichtige Entscheidungen getroffen haben.
Teilweise sind diese Zeiten in der Realität noch nicht vorbei oder sogar schlimmer als jemals zuvor.
Und genau das ruft bei den meisten Piraten (egal ob männlich oder weiblich) den Reflex zum Widerstand hervor, weil wir ja gerade angetreten sind, um solche Ungleichheiten nicht mehr zuzulassen sowie Intransparenzen zu bekämpfen.
Übrigens distanziere ich mich ausdrücklich von Jedem, der dabei ins unsachliche abgleitet. Solche Leute gibt es übrigens in beiden Lagern, teilweise werden also Männer allgemein als dumme, machtgeile Machos abgetan. Generell sollte bei der Debatte progressiver Feminismus sowie progressiver Maskulismus gleichermaßen berücksichtigt werden, denn ansonsten wird sie umsonst geführt.
Ich bin fast schon verliebt in deine Art das Thema anzupacken!!! Differenziert, mit Quellen, witzig, sachlich….hachja! Wunderbar! :-)) Im Englischen ist es doch auch nur „Pirate“ … Das ist im Deutschen halt das Problem mit den Artikeln. Aber ich finde die Aufregung um „Pirat“ = männlich extrem albern und anstrengend. Wie Lena (hihi) eben sagt: Erst durch das Betonen der Männlichkeit dieses Begriffs wird es männlich. Außerdem kann ich mich auch mit vermeintlich männlichem bezeichnen – meine Brüste fallen davon nicht ab!
Die Debatte um die Gründung der „Piratinnen“ scheint mir daran zu kranken, dass notorisch unklar bleibt, worüber diskutiert wird.
Für mich ging die Debatte eigentlich darum, ob es bei diesem Thema gerechtfertigt ist eine externe Strategie der Themensetzung zu akzeptieren. Zumindest in Berlin wird gerade auf allen möglichen Ebene daran gearbeitet Strukturen zu entwickeln, die dauerhaft die Partizipationsmöglichkeiten des einzelnen gegenüber der Gesamtheit definieren. Da wir in diesem Punkt Ansprüche haben, die weit über das hinausgehen was andere Parteien zu bieten haben, ist damit ein teilweise schmerzhafter Lernprozess verbunden. Die Frage, die sich mir auch nach der Lektüre dieses Artikels stellt, was macht das Genderthema für die Piraten so relevant, daß die normalen Partizipationsmöglichkeiten nicht ausreichen um es auf die Tagesordnung zu bringen. Beziehungsweise, ist die Struktur der Piraten tatsächlich schon so verhärtet, daß es den Druck einer öffentlichen Debatte braucht um Themen zu ermöglichen. Wenn ich mir vor Augen führe wieviel Energie und Ausdauer von normalen Piraten aufgewendet wurde um ihre Themen im Parteikonsens zu platzieren, kann ich mir einen Großteil der Wut damit erklären das bei diesem Thema ein Weg an allen Strukturen vorbei gewählt wurde. Besonders ärgerlich in diesem Zusammenhang ist, daß dieses Ausscheren sehr wichtige Standpunkte der Piraten bezüglich innerparteilicher Demokratie und finanzieller Einflußnahme auf Politik in den Hintergrund gedrängt hat.
Dann kommen wir nochmal kurz zum Thema Diskrimierung. Ich habe mich beim Lesen deines Textes die ganze Zeit gefragt für was du den Leser eigentlich sensibilisieren magst und warum sich bei mir als Pirat irgendwie nicht das Gefühl einstellen mochte,“Oh Hoppla, so hab ich das ja noch garnicht gesehen.“ Dann blieb ich an deiner These im P.S. hängen „Pirat ist männlich“. Dies ist im Kontext deines Artikels sicherlich richtig, aber was ist eigentlich der Grund warum Piraten heute Piraten heißen, richtig, die Diskriminierung von Menschen als Kriminelle, weil sie die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung zum Austausch von Informationen nutzen und als kulturelle Bereicherung empfinden ohne auf die Businessmodelle der analogen Welt Rücksicht zu nehmen. Das Thema Diskriminierung ist Identitätsstiftend für die Piratenpartei, die Ursuppe der Partei setzt sich aus Menschen zusammen die für etwas, das sie als natürlich und selbstverständlich empfinden, ausgegrenzt, kriminalisiert und stigmatisiert werden. Ich gebe dir Recht manchmal muß man Menschen an ihre Wurzeln erinnern, aber im Moment habe wir gerade mal erste zaghafte Schritte unternommen „unserer“ Diskriminierung entgegenzutreten, glaubst du wirklich wir sind schon so selbstzufrieden und satt das wir anderen Formen von Diskriminierung nicht mehr wahrnehmen können?
Ich hätte mir gewünscht daß dein heutiger Artikel am Anfang der Debatte gestanden hätte und nicht vor dem Hintergrund tagelanger Netzfehden und Pressegeschrei als Befreiungsschlag gelesen würde, sondern als das was er ist, eine rationale Analyse der Genderdebatte und Mahnung an alle Piraten zu erkennen das nicht nur Raubkopierer ausgegrenzt werden, sondern der Schutz individueller Identität an vielen Stellen und immerwieder unserer Solidarität bedarf.
Danke für diese lesenswerte und erhellende Zusammenfassung dr Diskussion.
Wunderbar, es ist ein schönes Fernziel, das Individuum zuerst und dann erst seine biologische oder soziale Kategorie zu sehen. Auf zwei Punkte sollte ihr jedoch besonders achten:
(1) Ihr seid selbst noch nicht frei von sozialer Kategorisierung und den entsprechenden Vorurteilen – natürlich in unterschiedlicher individueller Ausprägung. Ich sehe eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, auch bei euch selbst, in der Art wie ihr miteinander umgeht.
(2) Sich selbst als „der-Zeit-voraus“ zu definieren beinhaltet die Gefahr, dass ihr Themen abblockt, die für viele Menschen, die „in-der-Zeit“ leben, wichtig sind. Außerdem kann diese Selbstdefinition auch schlicht falsch sein (siehe 1) und ihr benutzt dieses Argument, um Gleichstellungsthemen abzublocken. Dann seid ihr nicht mehr weit weg, von diesem Ausspruch: „ach, Frauen und Gedöns“.
Nichts gegen grosse Ziele, aber bitte nicht den selbstkritischen Blick in den Spiegel scheuen, indem ihr euch als post-gender einfach so definiert.
Ein sehr schöner Artikel, dankeschön! 🙂
@Karmy
Hmm, deine Anmerkung ist berechtigt. Allerdings muss man sich auch dieser Positionen bewusst werden, um sich aus der aktuellen Sozialisierung lösen zu wollen.
Zuerst einmal vielen Dank für den schönen Artikel.
Aber um einen dort bereits vorweggenommenen und hier in den Kommentaren auch prompt wieder aufgegriffenen Punkt zu adressieren: es ist doch erstaunlich, daß in der „Binnen-I-Debatte“ immer wieder kein Unterschied zwischen Genus und Sexus in der Sprache gemacht wird.
„Pirat“, beispielsweise, sei männlich. Das ist vom Genus (also dem grammatikalischen Geschlecht) her richtig, macht aber keine Aussage über den Sexus (das biologische Geschlecht). „Mädchen“ beispielsweise hat einen sächlichen Genus, aber einen weiblichen Sexus.
Nun ist es so, daß es im Deutschen einen sexusanzeigenden Suffix gibt: „-in“. Eine Piratin ist sowohl vom Genus als auch vom sexus her weiblich. Was jedoch fehlt, ist ein Suffix, der einen männlichen Sexus anzeigt! Und genau dieses linguistische Problem wird von keiner der vorgeschlagenen Konstruktionen (Binnen-I, gender gap, „Piraten und Piratinnen“) gelöst. Stattdessen zementieren diese eine (latent ja durchaus immer mitschwingende) Annahme, ein nichtspezifizierter Sexus müsse immer männlich sein, indem sie eine ja sprachlogisch bereits existierende sexusfreie Form einführen.
Linguistisch konsistent wäre die Einführung eines männlichen sexusanzeigenden Suffixes. Ich schlage „-er“ vor. „Bäcker“: Sexus unspefifiziert, „Bäckerer“ ein männlicher Bäcker, „Bäckerin“ ein weiblicher Bäcker. Piraten bestehen aus Piratinnen, Pirateren und sonstigen Piraten.
Im übrigen muß ich darauf hinweisen, daß selbst unter der Annahme, daß innerhalb der Piratenpartei die postmoderne Gender-Interpretation konsequent gelebt wird, die Welt da draußen noch nicht so weit ist, und Gender deswegen auch in der Piratenpartei ein wichtiges Thema sein muß. Wie der Economist in seiner aktuellen Ausgabe berichtet (http://www.economist.com/printedition/displayStory.cfm?Story_ID=15606229), wurden bereits 100 Millionen Menschen nicht geboren oder gar getötet – aufgrund ihres Geschlechts.
Vielen Dank für deinen Artikel, Lena.
Ich kann fRED nur darin zustimmen, dass er tatsächlich am Anfang der Debatte hätte stehen sollen. Die Frage, was nun eigentlich in der „Piratinnen“/Mailinglisten-Debatte genau inhaltlich diskutiert wird, kann zwar (verständlicherweise) von deinem Artikel nicht hinreichend beantwortet werden. Aber nun haben wir wenigstens einen etwas sichereren Grund, von dem aus wir uns dem Thema Geschlechter-/Diskriminierungsdebatte, nachdem es wieder etwas ruhiger geworden ist, nähern können.
Mich persönlich würde besonders interessieren, ob sich vielleicht auch mal Vertreter der AGs, die sich mit diesen Themen beschäftigen (AG Männer, Frauen, etc.) vielleicht auch mal zu ihrer Arbeit bzw. ihren Vorschlägen äußern könnten.
Großartiger Artikel. Die Piraten müssen eine Antidiskriminierungspolitik, die über Gender hinausgeht, haben. Und abgesehen davon: Wenn man explizit weibliche Mitglieder meint, ist der Begriff Piratinnen angemessen, genauso, wie wenn man eine einzelne Piratin meint. Zumal der Begriff nichtmal eine Neuschöpfung wäre. Piratinnen gab es in der Geschichte (und auch diese mussten sich hart gegen die Piraten durchsetzen 😉 ): http://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Bonny
Piraten können nicht das Thema Gender einfach ausblenden. Wir sind eine politische Partei, und umso mehr Mitglieder wir bekommen, umso mehr Themen werden auch für uns relevant.
Und lass dich nicht unterkriegen. Der Artikel beweist, dass du in dem Thema qualifizierter als die meisten Piraten (und Piratinnen) bist. Aber ich denke was die Diskussion auch gezeigt hat: Es waren auch viele Männer bei den Unterstützern der Piratinnen, genau wie viele Frauen sich als Gegner positioniert haben. Die Debatte muss innerhalb der Piratenpartei überall geführt werden, damit eine Meinungsbildung stattfinden kann und das Ruder nicht irgendwelchen (patriarchaischen) Maskulisten überlassen wird.
Geschlossene Mailingliste gern, aber nicht vergessen, solche Artikel und Debatten in die Partei zu tragen, wie hier geschehen.
@fRED, @Fabio, @Incredibul Ich befürchte, Ihr verwechselt Lena Rohrbach (Autorin dieses Textes) mit Lena Simon („Piratinnen“-Gründerin).
@Georg
Das ist richtig, aber kein Grund etwas zu befürchten. Ich habe meinen kommentar gerade nochmal durchgelesen und er bezieht sich eigentlich nur auf den vorliegenden Text, auch wenn ich ein falsches Gesicht vor Augen hatte als ich ihn schrieb, bleiben die Aussagen und Fragen, die gleichen. Oder fühlt sich die Lena nicht mehr angesprochen nur weil ich an Lena geschrieben habe.
Ich entschuldige mich für meine Unaufmerksamkeit Lena.
Ich fühle mich plötzlich so ausgeglichen.
Danke für diese passenden Zeilen.
Ich bin Pirat!
Erstmal großartiger Artikel!
Das Problem ist aus meiner Sicht übrigens nicht der Maskulinum von „Pirat“ sondern viel mehr die gesellschaftliche Zuordnung von Begriffen und dem biologischen Geschlecht. Denn für jeden ist klar, dass ein Mädchen trotz Neutrum eine junge weibliche Person ist. Heißt also, je mehr Frauen sich Pirat nennen, desto weniger wird „Pirat“ als rein maskuliner Begriff betrachtet (trotz Maskulinum).
Sauber! Vielen Dank für diesen Artikel. 🙂
Erster Gedanke: Wow!
Fachlich und inhaltlich ein klasse Artikel. Oder eher: Ausarbeitung. (Musste sogar zwei Begriffe nachschlagen :schäm:)
Was mich nur ärgert, ist die Tatsache, dass Vertreter extremer Ansichten (die auch in Foren etc. meist die lautesten sind) sich für fachliche Argumente/Darlegungen oftmals nicht begeistern lassen…
Netter Artikel, der die Grundlagen ganz gut beschreibt. Ich akzeptiere sogar, dass manche Pirat_innen ihr Vorgehen dekonstruktivistisch finden. Damit setzen sie sich aus meiner Sicht dem Vorwurf aus, ignorant gegenüber der Realität und den Opfern der Herstellung verschiedener Kategorien zu sein. Überwiegend sehe ich aber reinen Antifeminismus, der sich mit dem Feigenblatt des Poststrukturalismus tarnt.
Super Beitrag!
Und:
Ich fordere die Umbennenung der Piratenpartein in Piratinnenpartei – ist ja auch Post_Gender.
@AnAlle: Noch eine Frage:
Ich wäre für Links auf andere Texte dankbar, deren Autoren sich in ähnlicher Qualität an einer aktuellen Standortverortung der Piratenpartei versuchen.
Ich bin ja kein Freund davon, von dem Geschlecht eines Bezeichners auf das Geschlecht des Bezeichneten zu schließen und finde auch, daß dem Punkt „der Pirat“ in der ganzen Diskussion zu viel beigemessen wird. Schaut man sich den ein oder anderen Beitrag zu der Diskussion an, hat man nämlich schnell den Eindruck, daß die PP in Sachen Gender wichtigeres zu tun hat, als sich über ein Wort zu streiten. Mein Vortrag zur Güte: „Pirat“ ist eh schon stark männlich aufgeladen (Prototypensemantik anyone?). Nennt Euch also alle „Piratinnen“, das ist ebenso geschlechtsneutral wie „Pirat“. Ich möchte männliche Mitglieder der PP sehen, die sich auf der Straße mit Stolz geschwellter Brust „Piratin“ nennen.
Wäre das denkbar? Wenn nein, sollte Mann sich vllt. überlegen, warum nicht. Nur wegen dem kleinen Suffix „in“? Wohl kaum.
Danke Julius!
Es mag sein, dass im Falle von „Mädchen“ jeder an eine sehr junge weibliche Person denkt. Im Gegensatz dazu denkt aber nicht jeder bei „Pirat“, „Arzt“, „Wissenschaftler“ oder „Bauarbeiter“ an eine Frau. Das ist historisch so gewachsen, weil Frauen in diesen Tätigkeiten immer unterrepräsentiert waren. Das Binnen-I oder die Endung -in wurden gebraucht, um dieser gedanklichen Nachlässigkeit sprachlich bewußt etwas entgegenzusetzen. Das war total nötig für die weibliche Emanzipation und ist es vielenorts noch immer.
Nun kann man die häufige Gleichsetzung von Genus und Sexus verurteilen, weil sie unlogisch ist. Sie ist aber noch immer Teil unserer sprachlichen und gedanklichen Realität und deshalb müssen wir uns mit ihr auseinandersetzen. Die Gleichsetzung von Genus und Sexus anhand eines Neutrums (das Mädchen) zu negieren, ist deshalb unzulässig, da „neutral“ kein (gesellschaftlich akzpeptierter) Sexus ist. Ein dem Genus nach Neutrum wird im Sexus immer entweder als männlich oder weiblich aufgelöst, sofern es sich um ein lebendiges, konkretes Wesen handelt. Das nicht zu tun, auch bei maskulinem oder femininem Genus, ist es, was wir aktiv lernen müssen, wenn wir in einer geschlechtsneutralen Gesellschaft leben wollen. Insofern kann man Lena Simon aber auch nicht vorwerfen, wenn sich Männer bei einer „Piratinnen“ genannten Mailingliste ausgeschlossen fühlen. Denn die begehen denselben Fehler von der anderen Seite und verstehen unter „Piratin“ eben nur dem Sexus nach Frauen.
Ich finde die Idee, mehr als zwei Geschlechter zu definieren, bzw. das Geschlecht gar nicht zum Identitätskriterium zu machen, sehr ansprechend. De facto ist unsere Gesellschaft aber an diesem Punkt noch nicht. De facto ist jedes Mitglied unserer Gesellschaft im eigenen emanzipatorischen Prozess an einem anderen Punkt. Geschlecht spielt gerade für jene Menschen, die eine Divergenz zwischen ihrer Geschlechteridentität und den Geschlechterklischees der Gesellschaft entdecken, eine bedeutende Rolle. Das Bekenntnis zu einer weiblichen Geschlechteridentität ist damit für einige Menschen nach wie vor ein emanzipatorischer Akt, der anerkannt und akzeptiert werden sollte. Auch wenn ich möchte, dass mein Geschlecht irgendwann keine Rolle mehr spielt, so möchte ich doch nicht dafür abgestraft werden, dass ich mich dazu bekenne, eine Frau zu sein und mit anderen sich als Frau definierenden Menschen sprechen zu wollen. Denn dieses Recht habe ich ja auch dann, wenn wir multible Geschlechteridentitäten zulassen. Ich möchte nicht, dass gelacht oder gewitzelt, geschossen oder angegriffen wird, wenn ich Fragen meiner Geschlechtsidentität auf den Tisch bringe. Sondern ich möchte solche Fragen sachlich debattieren und mich ernst genommen fühlen, ob ich mich nun als Frau, Queer, Trans, Mann, Neutrum oder was auch immer betrachte. Wo das nicht der Fall ist, fühle ich mich diskriminiert.
Man kann zu Lenas Idee einer Piratinnen-Mailingliste stehen wie man möchte. Dass sie persönlich derart unsachlich angegriffen und abgewatscht wurde, zeigt dass Diskriminierung auch in der Piratenpartei nach wie vor ein Thema ist. Sei es nun Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder Diskriminierung aufgrund einer Meinnug, eines Wunsches oder einer Idee, die bei der Mehrheit keinen Anklang findet. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Lena (nach der Initiation vielleicht noch mehr als zuvor) in ihrem persönlichen emanzipatorischen Prozess von der Mehrheit der Piraten unverstanden und eingeschüchtert fühlt. Anstatt mit ihr über ihre Idee zu sprechen, ihr zuzuhören und konstruktiv einen Lösungsansatz zu finden, der bei der Mehrheit konsensfähig ist, wurde vielenorts über sie hergezogen und gelästert. Und das ist ist etwas wirklich ganz Unschönes.
Dieser lesenswerte Beitrag von Lena Rohrbach zeigt, dass sachliche Diskussion über weibliche Geschlechtsidentität bei den Piraten möglich ist. Diese Form der argumentativen Debatte sollte gefördert und kultiviert werden – auch in der Außenwirkung der Partei. Ich fand die Art und Weise wie anfangs debattiert wurde, extrem unsympathisch und („wir sind post-gender, also stehen wir über solchen Dingen“) sogar arrogant. Ich hoffe, dass dieser Beitrag ein Umdenken hinsichtlich der Diskussionskultur der Debattanten bewirkt. Mit ordinärem Gebrüll und Gezicke ist niemandem geholfen.
Bevor die Deutschen und Deutschinnen die Grüne Partei gegründet habe, wo fortan Grüne und Grüninnen versucht haben – nicht nur gesellschaftlich – alles anders zu machen, gab es dieses große Problem nur bei Emma unterstützt von einigen Satellitenblättern. Nun hat sich eine Szenerie entwickelt, in der eine aufgeklärte Alice Schwarzer entspannt mit Männern redet und dann und wann, mal an die Feministin erinnert – mehr so, als wollte sie ihrer Zeitschrift nicht schaden.
Dan kam Tic-Tac-Toe.
Und nun die Piratinnen.
Ich würde sagen: Wenn das alles war, was die Partei der Piraten und Piratinnen historisch gesehen in der Lage war zu bewegen, dann ist ein Ende im Wirrwarr der deutschen Artikeln wenigstens spektakulär.
Und wenn es das nicht war, wenn also noch etwas Pulver im Rohr ist, dann sollte die Piratenpartei nicht das Spiel der anderen auch noch anfeuern, denn die spielen „Divide et impera“ und zwar spielen sie vabanque.
Du meine Güte, da bin ich wohl der Einzige der nichts verstanden hat. Was willst Du überhaupt? Ein Thema für Deine Diplomarbeit? Die Partei schwächen, weil Du von irgendwem dafür bezahlt wirst? Dich selber für die nächste Vorstandswahl positionieren? Du drehst Dich mit Deiner Argumentation im Kreis und ich sehe nicht, ob es ein Schlangentanz, oder die Errichtung eines Elfenbeinturmes ist, der Dich anmacht. Das
Ergebnis ist auch keine neue Basis für eine Diskussion, denn wir sind hierdurch keinen Schritt weiter. Es gibt allerdings ein paar Tatsachen über Dich. Erstens hast Du vor ein paar Tagen eine Piratin auf unschöne Weise an der Partizipation Deiner Liste gehindert. Das Du Dich dafür entschuldigt hast ist nichts weiter als strategisch. Es wurde ein aggressives Potential deutlich. Du hast der Partei für die Landtagswahl in NRW möglicherweise, ausgerechnet in Bezug auf Wählerinnen Schaden zugefügt. Eine sehr wichtigen Wahl, wo es um Bundesratsmehrheiten geht, wo über Mailinglisten um Unterstützung gebeten wurde. So gesehen kann ich die Motivation für Deine Aktion nur als extrem egoistisch erkennen, eine Elefantendame im Porzellanladen. Wo steht die Debatte? Ja wo laufen sie denn? Die Diskussion wird hoffentlich an Dir vorbei laufen, denn Du trägst nichts positives bei. Du inszenierst und moderierst Deine Show und Dich und hast allenfalls einen temporären Impuls gegeben.
Dir ist schon klar, dass du hier mit einer ‚anderen‘ Lena sprichst, oder? Lies nochmal Punkt 4.
Das ist ja alles schön und gut und ein Genuß, mal die ganze Post-Post-Post-Identitätsdebatte so aufbereitet zu bekommen. Aber mir fehlt da noch der Bezug zu den Piraten als konkretes Phänomen in der konkreten historischen Situation. Karry hat zwei Probleme damit oben schon auf den Punkt gebracht. Mich würde noch interessieren: Warum soll es denn dann überhaupt Schutzräume für Frauen bei den Piraten geben? Offenbar liegen doch Anspruch und Wirklichkeit noch meilenweit auseinander. Und das hier Vorgetragene ist doch vor allem /dein/ Anspruch an Post-Identitäspolitik. Ob der /in der Partei/ überhaupt nur zu zehn Prozent schon so angekommen ist, wage ich zu bezweifeln.
Anders gesagt und mit einer zugegeben nicht ganz passenden Analogie: In einer kapitalistischen Welt die Abschaffung von Gewerkschaften zu fordern, weil man doch die sozialistische Revolution in der eigenen Praxis bereits vorwegnehmen müsse, erscheint mir, mit Verlaub, naiv. Klasse an sich vs Klasse für sich, wissenschon.
Völlig naiv. Solange die Piratenpartei verdrängt, daß es sowohl in der Gesellschaft als auch in der PP eine Benachteiligung von Frauen gibt, kann man nicht mal anfangen zu diskutieren. Wir leben nun mal nicht im Wolkenkuckucksheim, in dem das Geschlecht unwesentlich ist und jede/r nur als Individuum wahrgenommen wird. Das wäre natürlich großartig und sich dies als Fernziel zu setzen, ist ebenfalls in Ordnung.
Aber anstatt weiter auf Wolke 7 zu hocken und sich einzureden, daß alles paletti ist mit der Gleichberechtigung und man(n) sich darum nicht zu scheren braucht, sollten die Piraten endlich der häßlichen Tatsache ins Gesicht sehen, daß wir weit entfernt von Gleichberechtigung sind und daher schlicht und einfach das Thema nicht ausklammern können. Falls die PP das doch tut, braucht sie ganz schnell einen Reality Check in Form eines gepflegten Arschtritts. Seid euch nämlich mal über eins im klaren: falls diese Verweigerungshaltung andauert, wird nur eine verschwindend geringe Anzahl von Frauen diese Partei wählen. Und das heißt dann das Aus für die hochfliegenden Pläne von wegen Einzug in den Bundestag usw.
Also, Piraten, fragt euch doch mal: wollt ihr zukünftig eine ernstzunehmende politische Kraft sein? Oder lieber mit den ranzigen Maskulistenspinnern ein unwesentliches Nischendasein in der Politik fristen? Wenn euch die erste Variante besser gefällt, dann gibt es kein Vorbei an „Klarmachen zum Gendern“. Auch wenn’s so manchen Parteimachos offenbar sauer aufstößt.
Heisst es nicht korrekt: „Ich bin Pirat“ ? Und nicht „Ich bin ein Pirat“
Ist das dann nicht schon ein Versuch es geschlechtsneutraler zu machen?
So wie „Ich bin grün“ anstatt „Ich bin ein Grüner“
Hervorragend! Wir brauchen in so einem emotional besetzten Thema Menschen, die die kritische Distanz zu ihrem Untersuchungsobjekt beherrschen. Gleichzeitig brauchen wir auch Mutige, die die Kernaussagen des Artikels an diejenigen heranträgt, die sich sonst aus dem politischen Diskurs auf sachlicher Ebene heraushalten.
@ Kira
Dieses Thema aus der Sicht eines möglichen Wahlerfolges zu betrachten, ist naiv und töricht. Genauso könnte ich argumentieren, dass wir mehr Wähler verlieren, als wir dazugewinnen, wenn wir im Gender-Mainstream mitschwimmen.
Wenn das Frauenthema so wichtig für einen Wahlerfolg wäre, dann könnte sich die Frauenpartei doch entspannt zurücklehnen. Aber an deren Wahlergebnissen kann man sehen, dass damit kein Blumentopf zu gewinnen ist.
Wir müssen uns nicht wegen eines hypotetischen Wahlerfolgs verbiegen.
Es spricht natürlich nichts gegen eine Mailingliste für Genderthemen, die sollte aber jedem zugänglich sein – dies ist eine grundsätzliche Sache.
Ich bin zwar trotz Deiner Argumente (die in der feministischen Theorie ja, wie Du schreibst, auch keineswegs neu sind) skeptisch, was die politische Brauchbarkeit dekonstruktivistischer Theorie angeht, aber diese Diskussion muß man hier nicht führen.
Aber eine Entkräftung von Adrian Lang Einwurf oben: „Überwiegend sehe ich aber reinen Antifeminismus, der sich mit dem Feigenblatt des Poststrukturalismus tarnt.“ – die steht m.E. noch aus. Nicht alle Piraten scheinen mir nämlich so a) theoretisch beschlagen und b) politisch willens zu sein, das mit der Gleichberechtigung auch wirklich ernst zu nehmen.
Und was die Differenz zur Außenwelt angeht, fehlt mir noch der für eine Partei nicht triviale Schritt, daß ich gerne wissen möchte, welche politische Position die Piratenpartei den vertreten möchte. Denn, ja, die Welt da draußen ist eben alles andere als Post-Gender, whatever that may be, und dafür braucht eine Partei, die gewählt werden will (jedenfalls aus meiner Perspektive und der wohl vieler anderer) eine geschlechterpolitische Position, die nicht nur aus „spielt für uns keine Rolle“ besteht, sondern im Gegenteil konkret beschreibt, was sie will und was sie nicht will.
So lange das fehlt – und damit eine klare Aussage darüber, wie die Mehrheit der Mitglieder der Piratenpartei zu Gleichberechtigung, Sexismus, Homophobie wirklich steht und mit welchen Maßnahmen sie Gleichberechtigung zu fördern und durchzusetzen plant, wie sie Diskriminierungen tatsächlich bekämpfen will -, so lange ist die Piratenpartei eine poltische Black Box, und damit als politische Partei unwählbar, weil unbrauchbar.
Danke für die gute Analyse, die das Problem und das Dilemma gut schildert. Auch wenn ich die Schlussfolgerung nicht teile (ich bleibe bei Alcoff und Co.). Neben den von dir bereits dargestellten Argumenten möchte ich noch eines hinzufügen: Das Problem an der alten „zweigeteilten“ Ordnung, die wir ja alle überwinden wollen, war nicht bloß, dass sie strikt zwischen „männlich“ und „weiblich“ unterschieden hat, sondern dass gleichzeitig das Männliche als das „normale“ und „neutrale“ Geschlecht galt, das Weibliche als das „andere“, „abgeleitete“. Es war also eigentlich keine wirklich zweigeschlechtliche Ordnung, sondern eine eingeschlechtliche. Der normale Mensch war weiblich, die Frau war letztlich nur eine defizitäre Variante des Männlichen, aber nichts davon Unabhängiges. Dieser Hintergrund muss mitreflektiert werden, wenn man nun versucht, die Zweigeschlechtlichkeit mit Rückführung auf „Eines“ zu überwinden. Denn die Gefahr ist sehr real, dass dieses „Normale“ und „Neutrale“ dann eben wieder das Männliche ist, mit dem einzigen Unterschied, dass das Weibliche nicht mehr als defizitär, sondern als gleich verstanden wird. Eine solche Veränderung wäre, was das Männliche betrifft, praktisch gar keine Veränderung, was das Weibliche betrifft, eine Anpassung und Assimilierung. Im Alltagsleben gibt es dafür viele Beispiele dafür, die Piraten sind aus meiner Sicht auch eines. Liebe Grüße, Antje
Sorry: In meinem Post muss es natürlich heißen „Der normale Mensch war männlich 🙂 “ – wahrscheinlich ist es mir durch exzessive Dosen feminismus schon ganz im Blut, dass der normale Mensch weiblich ist :))
Hm.. heisst das nicht du wünscht dir, dass der Mensch weiblich ist? 🙂 Und der Mann sich anpassen muss?
@KinNeko – nee, natürich nicht. „Das Gegenteil ist genauso falsch“ ist mein Motto. Bloß Männlich bleiben darf der Mensch eben auch nicht.
*Kicher* Das komische Potienzial, dass sich aus der Differenz zwischen „poststrukturalistischer Gendertheorie“ und „Pirat“ ergibt, ist euch aber schon bewusst, oder?
Das Hauptproblem an „Pirat“ ist doch nicht, dass das männlich oder weiblich, sondern albern klingt.
@rrho
Was ist den reiner Antifeminismus? und wo ist der *überwiegend* bei der Piratenpartei?
Nun ist es kein Geheimnis, dass ich „dem“ Feminismus kritisch gegenüberstehe. Einige Strömungen finde ich gut andere überhaupt Nicht.
Zweitens vermischt du Gleichberechtigung und Feminismus. Ich bin für Gleichberechtigung, aber nicht unbedingt für Feminismus. Nun könnte es zwar sein, dass alle Feministen für Gleichberechtigung sind, aber das heißt noch lange nicht, dass alle die für Gleichberechtigung sind Feministen sind. Aufgrund der verschiedenen Strömungen und der Existenz von Strömungen die ich fundamental Ablehne, will ich mich auch nicht von Feministinnen vereinnahmen lassen. Feministen haben genau so wenig einen Alleinvertretunsanspruch auf Gleichberechtigung, wie die Katholische Kirche einen auf Moral und Ethik haben.
=====@fRed=====
Du hast Recht, ein großer Teil der Debatte dreht sich auch um das Vorgehen der Initiatorin. Das habe ich hier bewusst nicht behandelt. Ich denke, das ist etwas, das man besser persönlich im Gespräch klärt.
Wie du auch bin ich der Meinung, dass unsere (massiv stark vorhandenen) „normalen“ Partizipationsmöglichkeiten völlig ausgereicht hätten, um das Thema stärker auf die Agenda zu setzen, und finde es sehr schade, dass in der Öffentlichkeit nun ein falscher Eindruck entsteht.
Die P.S.-These war übrigens weniger meine eigene These als ein vorweggenommener möglicher Einwand, dem ich im voraus begegnen wollte.
Deine Beobachtung, dass das Thema Diskriminierung Identitätsstiftend für die Piratenpartei sei, finde ich gut und spannend :).
Beim Rest deines Beitrages vermute ich, dass er der Verwechselung mit Lena Simon geschuldet ist.
=====kamy=====
Danke, da hat du sehr Recht. Etwas theoretisch herunterbeten zu können bedeutet natürlich noch nicht, dass man es auch wirklich lebt. Und allein mit der Parteimitgliedschaft erwirbt man sich leider noch kein Schutzschild gegen diskriminierendes Verhalten.
====@incredibul====
Danke für das Lob. 🙂 Ich bin übrigens nicht die Lena, für die du mich hältst ;).
Du schreibst: „Wenn man explizit weibliche Mitglieder meint, ist der Begriff Piratinnen angemessen, genauso, wie wenn man eine einzelne Piratin meint.“
Ich bin nicht sicher, was du mit „angemessen“ meinst. Was mir im Artikel wichtig war, ist, dass das Individuum die Deutungshoheit darüber hat, ob es Pirat oder Piratin heißt. Von außen möchte ich nicht darüber urteilen, ob „Piratin“ angemessen ist, nur weil jemand z.B. Brüste und eine hohe Stimme hat. Es ist sehr schwer, zu explizieren, was es eigentlich heißen soll, dass jemand „weiblich“ ist, und selbst wenn man das schafft stellt sich die Frage, warum das so eine wichtige Eigenschaft ist, dass man sie sprachlich repräsentieren soll. Und man muss sich darüber im klaren sein, dass man mit so einer sprachlichen Repräsentation dazu beiträgt, Kategorien mit Bedeutung aufzuladen, die die Grundlage für Sexismus und Diskriminierung bilden (m.E. nur kontingenterweise, aber es gibt Leute, die argumentieren, dass jede Gruppenbildung problematisch ist, weil sie ein Ausschlussmechanismus ist, Focault und Butler z.B.). Es ist ziemlich vertrackt und ich erarbeite mir meine Standpunkte auch nur langsam. :/
====@Adrian Lang====
Du schreibst: „Ich akzeptiere sogar, dass manche Pirat_innen ihr Vorgehen dekonstruktivistisch finden. Damit setzen sie sich aus meiner Sicht dem Vorwurf aus, ignorant gegenüber der Realität und den Opfern der Herstellung verschiedener Kategorien zu sein.“
Den Schluss verstehe ich nicht. Ich habe Genderdekonstruktivismus immer gerade als die nachhaltigste Befreiungsbewegung für diese Opfer gesehen.
Problematisch wäre es, würde ich sagen, dass man, wenn man nur oft genug „Dekonstruktion!“ schreit, sich nicht mehr um die jetzt lebenden Opfer kümmern muss und Diskriminierung nicht mehr entgegentreten muss. Das hab ich aber an keiner Stelle gesagt und bin auch keinesfalls dieser Meinung, ganz im Gegenteil: Theorie allein hilft nur sehr langfristig, sie muss durch konkretes Handeln begleitet sein. Man muss sich eben nur gut überlegen, wie man handelt. Unter bestimmten historischen und geographischen Umständen können Maßnahmen, die die Kategorien gerade wieder (Re-)konstruieren, zwar strategisch gerechtfertigt sein, aber sie stehen immer gleichzeitig der Dekonstruktion im Wege. Deshalb bin ich z.B. gegen geschlossene Mailinglisten, die sind ein ganz massiv kategorienkonstruierendes Merkmal.
Du schreibst weiter: „Überwiegend sehe ich aber reinen Antifeminismus, der sich mit dem Feigenblatt des Poststrukturalismus tarnt.“
Hübsch formuliert ;). Was hast du für einen Feminismusbegriff? Es ist Anti-Differenzfeministisch, ja. Aber das war´s dann auch schon. (Ich bin tatsächlich gerade ziemlich überrascht, ich hab mich immer als ziemlich feministisch begriffen und auch den obigen Text als feministisch verstanden.)
====LeV====
Danke für deinen sehr guten Kommentar. Äh, weiter hab ich nichts zu sagen ;).
====@reeder====
Du schreibst: „Das Du Dich dafür entschuldigt hast ist nichts weiter als strategisch. Es wurde ein aggressives Potential deutlich.“
Ich hoffe, du entschuldigst dich dafür, mich mit Lena Simon verwechselt zu haben, damit ich dir genau diese deine Worte antworten kann.
====@ Ralf Bendrath====
Du schreibst: „Und das hier Vorgetragene ist doch vor allem /dein/ Anspruch an Post-Identitäspolitik. Ob der /in der Partei/ überhaupt nur zu zehn Prozent schon so angekommen ist, wage ich zu bezweifeln.“
Ich habe mich das auch gefragt – also, ob ich möglicherweise diskriminierenden Machos, die einfach nur keine Lust haben, sich mit berechtigten emanzipatorischen Anliegen auseinanderzusetzen und sich deshalb „Post-Gender“ auf die Fahnen schreiben, mit diesem Text etwas hübsch klingendes in den Mund lege, mit dem sie ab jetzt ihr Verhalten rechtfertigen können. Glaube ich aber nicht. Ich bin ja sehr aktiv in dieser Partei und mein ehrlicher Eindruck ist, dass Piraten sich einfach sehr viel häufiger als „normale“ Leute gegen Geschlecht als Einordnungsmechnismus wehren. Wenn man ihnen diesen dann aufdrücken möchte, wehren sie sich. Weil diese Haltung oft eine intuitive ist, die aus dem Fokus auf das Individuum erwächst und nicht durch jahrelange Gender-Studies-Lektüre geübt, haben sie manchmal Schwierigkeiten, sie so zu artikulieren, dass sie als eine gerechtfertigte politische Position rüberkommt und nicht einfach als eine Abwehrhaltung. Ich glaube, da gibt´s bei Nichtpiraten wirklich ganz viele Missverständnisse und die meisten Vorwürfe sind nur darauf zurückzuführen.
(Leider gibt es natürlich auch Piraten, die froh wären, wenn wir tatsächlich einfach nur „keinen Bock auf Emanzen“ hätten. Die müssen jetzt langsam mal erkennen, dass sie in der falschen Partei sind.)
Dass du mich fragst, warum geschlossene Mailinglisten eine gute Idee seien, sehe ich als Hinweis darauf, dass du mich auch mit Lena Simon verwechselst. Bin ich nicht.
Der Gewerkschafltervergleich war glaub ich gut, leider habe ich ihn nicht ganz verstanden, erklär es mir am besten noch mal ausführlicher. 🙂
====@kira====
Du hast Recht damit, dass Gleichberechtigung noch nicht erreicht ist, das hab ich unter „das Dilemma“ ja auch beschrieben. Dort habe ich auch die Schwierigkeit beschrieben, ein Ziel zu erreichen und dabei möglichst selten Werkzeuge zu nutzen, die es eigtl. konterkarieren (vgl. auch meine Antwort an Adrian). Auf das Problem gehst du nicht ein, entweder weil du nicht dekonstruktivistisch orientiert bist, oder weil du es übersehen hast. Also, ich bin dankbar für
a) eine Auflistung der angeblichen Probleme in der PP in Sachen Gender;
b) eine Lösung für diese, die nach Möglichkeit keine Werkzeuge nutzt, die das Zweigeschlechtersystem wieder mit Bedeutung aufladen / (re-)konstruierend wirken.
====rrho====
Yep, du hast Recht, in Sachen Wahlprogramm steht da bei uns noch nicht viel. (Hier update ich einen Link zur Begründung der Themenbegrenzung, sobald die blöde Parteihomepage wieder läuft.) Es gibt aber seit langem mehrere AGs, die sich damit beschäftigen, und auf Berliner Ebene (sicher auch anderswo, aber in Berlin steck ich halt drin) weitreichende Entwürfe zur Neugestaltung der Familien- und Sozialpolitik im Sinne des Pluralismus bzgl. Gender und Beziehungsformen. Da kann ich nur raten, die nächsten Parteitage abzuwarten, ich erhoffe da ehrlich gesagt großes von uns ;).
@Ralf:
Gerade ist mir aufgegangen, dass du mit deiner Frage danach, warum es denn dann Schutzräume geben solle, vermutlich danach fragtest, warum Lena Simon einen eingeführt hat und mir gar nicht unterstelltest, ich sei dafür.
Da kann ich leider nur antworten: Keine Ahnung.
Ich halte mich für Diskriminierungen gegenüber extrem sensibel (ich war bis vor kurzem auch noch Gleichstellungsbeauftragte meiner Fakultät) und die Piraten wirklich für einen überdurchschnittlich diskriminierungsarmen Raum. Was es leider tatsächlich gibt, sind Beißreflexe á la „boah, das Genderthema schon wieder“. Das ist das einzige, was mir je negativ aufgefallen ist. Diese führe ich mehrheitlich auf eine Abwehr gegen den Druck, Geschlecht als wichtigen Einordnungsmechanismus anzunehmen, zurück, die einfach nur wenig eloquent artikuliert und deshalb missinterpretiert werden. (Ja, das rechtfertigt die Beißreflexe trotzdem nicht und das Thema ist trotzdem wichtig.) Immer, wenn ich diese Leute angesprochen habe, stellte ich fest, dass sie im Grunde dekonstruktivistisch motivierte Feministen waren, das aber nur nicht gut ausdrücken konnten.
Natürlich ist die Piratenpartei kein völlig diskriminierungsfreier Raum. Aber nenn mir mal einen. 🙁 Das kann ich aber nur aus dem schließen, was ich sonst so über die Welt weiß, denn: Persönlich sind mir bei den Piraten keine Diskriminierungsfälle bekannt, ich habe nicht einmal von welchen gehört.
Die ML als Schutzraum hat übrigens 70 Mitglieder. Bei 11 000 Mitgliedern sind das, wie jemand der Taz mal ausgerechnet hat (http://bit.ly/9QVmQn), 0,063% – und die Mehrheit davon liest m.W. nur aus Neugierde mit.
Was wir zugegebenermaßen haben, sind ein paar Maskulinistentrolle, aber die lassen sich an einer Hand abzählen. Wir hatten auch ein paar rechtsextreme Trolle. So ist das mit Parteien in den Kinderschuhen (vgl. Ökonazis bei den frühen Grünen), die fallen schon noch ab, wenn sie merken, dass sie in der falschen Partei sein.
Danke!!
Sehr schön aufgearbeitet.
Danke
@Antje
Solange du trennst, wird sich immer einer unterordnen und anpassen müssen. Das fängt bei Kleinigkeiten wie der Anrede an. Du willst beide nennen.. aber wen nennst du zuerst? Die Frauen? Weil sich die Männer unterordnen sollen? Oder weil du die Frauen für schwächer hälst? Wenn du die Männer zuerst nennst, wirst du von Feministinen platt gemacht. Wenn du die Frauen zuerst ansprichst fühlen sich Männer angepisst. Fakt ist.. du kannst nur verlieren. Und ich denke das bringt dieser Artikel sehr anschaulich rüber.
Ich finde es schon fanatisch einen Artikel der Sprache mit einem biologischen Geschlecht zu verbinden. Genau aus diesem Grund finde ich diese Innen-Endungen dämlich.
Das Ganze führt nur dazu, dass sich auf beiden Seiten Fanatiker ausbilden. Diese bekämpfen jeden nur potentiellen Feind auf das schärfeste. So wie die Taz jeden Tag einen Artikel zu armen unterdrückten Frauen veröffentlicht, die in der PP durch Männer unterdrückt werden. Ich lehne aber Fanatismus in jeglicher Art und Weise ab, weil er kontraproduktiv für die eigentliche Sache ist.
Und ich halte immer noch die Theorie das „Pirat“ nicht männlich ist, weil es „Ich bin Pirat“ heisst.. und nicht „ich bin der/ein/die/eine Pirat“ 🙂
Ps.: Übrigens.. wird „der Pirat“ durch „die Polizei“ und „die Justiz“ gejagt. Ich fühle mich ja als Mann auch nicht angepisst, dass die Männer immer die Bösen sind. So wie sofort immer von dem Täter die rede ist und nie von Täter/-innen. Würde man das so nennen würde man auch einen draufbekommen.
Also Lena spricht mir hier eigentlich wirklich aus der Seele. Da weiß man gar nicht was man noch hinzufügen soll.
Ich denke die Piratenpartei ist eigentlich 2 Schritte von einer sehr guten Gleichberechtigungssituation entfernt:
1. Die verbliebenen Machis und Chauvis müssen weg (oder umdenken). Das sind zwar nicht so wahnsinnig viele, aber die die es gibt reichen aus, um die Debatte sozusagen zu vergiften und ein verzerrtes Bild der Piratenpartei zu erzeugen. Ich hoffe das besser sich noch.
2. Ein wirklich geschlechtsneutraler Begriff wäre schön. Ich halte es zwar nicht für die schlechteste Lösung den Begriff „Pirat“ explizit auch als geschlechtsneutrale Bezeichnung zu verwenden, aber optimal ist das nicht. Die lässt den eigentlich sehr guten „Post-Gender“-Gedanken leider etwas inkonsequent aussehen, was allerdings nicht beabsichtigt ist, sondern nur zustande kommt, weil die deutsche Sprache keine bessere Lösung hergibt. Zumindest habe ich noch keine gefunden, die ich besser finde.
Wenn wir nun noch gute programmatische Konzepte für die Gesellschaft auf die Beine gestellt bekommen, sind wir in Punkto Gleichberechtigung so wie ich das sehe selbst den Grünen ein gutes Stück vorraus. Ich denke der Wille dazu ist durchaus vorhanden, denn „Post-Gender“ sollte auch für die Gesellschaft ein erstrebenswertes Ziel sein. Allerdings muss man realistischerweise ein paar Ausnahmen machen. Schwangerschaften z.B. kann man nunmal nicht Post-Gendern. 😉
@KinNeko – Ein Vater kommt mit seinem Sohn ins Krankenhaus. Der Sohn muss operiert werden. Der diensthabende Chirurg tritt an den OP-Tisch und sagt: Oh, die Operation kann ich nicht machen, das ist ja mein Sohn!
What happend? Es ist eben einfach so, dass wir automatisch bei männlichen (oder meinetwegen geschlechtsneutralen) Bezeichnungen das Bild eines Mannes vor Augen haben.
du beschreibst das Dilemma genau. Man darf es nicht fanatisch machen. Was die Sprache betrifft, so ist es eine Möglichkeit, es abwechselne (aber nicht stur) so oder so zu machen. Mache ich jedenfalls so. Die Sprache ist aber natürlich nur ein Aspekt.
ich finde es ja schade wie unreflektiert geaüßert wird, dass das männliche Geschlecht grammatikalisch neutral sei. Das mag ja sein, aber leider zeigen selbst Studien im angloamerikanischen Raum, dass hinter den so anscheinend neutralen Begriffen sich überwiegend Männer vorgestellt werden. Da hilft dann auch keine schnelle Neudefinition weiter, nur weil ich sage ich bin nicht rassistisch und tatsächlich nicht rassistisch sein will heißt, heißt dass noch lange nicht, dass ich es nicht bin.
Ich bin also darauf angewiesen, dass durch andere und durch mich selbst für mich rassistisches verhalten sichtbar gemacht wird. Natürlich wird wenn jemand zu mir sagt, dass ich jemanden wegen seiner Hautfarbe anders behandelt habe, diese als Kategorie ersteinmal wieder mit konstruiert, aber es muss mir erstmal gezeigt werden, dass sie für mich tataäschlich eine Rolle spielt. Denn eigentlich will ich das ja gar nicht und glaube auch nicht, dass ich das tue.
Es wundert mich daher, dass du ausgerechnet Judith Butler für deine Position heranziehst. Erstens stellt diese ganz klar fest, dass das Subjekt durch die gesellschaft geschaffen wird, natürlich nicht 1:1 kausal aber als Mensch mit Penis wird dieser Mensch auch als Mann sozialisiert, so scheiße er das selber findet. Ich finde es daher sehr erstaunlich wie eine ganze Partei schon post gender sein kann. Das hieße ja, dass dort Menschen tatsächlich nie als Frau oder Mann wahr genommen werden. Das Brüste, hohe Stimme, Penis, Bartwuchs, als genauso wichtig bzw unwichtig wahrgenommen würdenwie die Augenfarbe… ja das hieße auch, dass alle in dieser Partei nicht mehr wüßten, was sowas wie homosexuell oder heterosexuell überhaupt sein soll.
Weiterhin warnt Judith Butler gerade vor einem Androzentrismus, also das „männliche“ als neutral zu setzen, alles „weibliche“ als ander… abweichend zu betrachten. Genau dass passiert aber wenn die Individualisierungsthese so Ernst genommen wird, dass mensch glaubt er_sie sei ein komplett unabhängiges Individuum, denn wie soll sie_er dann überhaupt noch sehen, dass Strukturkategorien einen benachteiligen, eine_n zu einem bestimmten Verhalten bringen. Geschlecht muss sichtbar gemacht werden, weil es unser verhalten regelt, aber nur wenn wir dies wahr nehmen können, können wir auch dagegen vorgehn, und dazu gehört auch zu überlegen, warum vll so wenig als Frau sozialisierte Menschen in einer Partei sind, also dies zu zählen.
Der gender-gap kann sichtbar machen wie automatisch wir mit Begriffen „männliche“ Akteure verbinden.
Geschlecht einfach auszublenden, führt zu zweierlei, dass diese Kategorie ganz unbemerkt weiter Verhalten strukturiert und_oder, dass alles männliche neutral wird, zur Norm. Und dann wäre das verhalten ja sogar noch eindeutiger festgeschrieben. Um Kategorien aufzulösen, sollte mensch eher Vielfalt betonen, dazu ist der gender-gap ein Schritt, wenn es so viele Geschlechter wie Menschen gibt, dann spielt Geschlecht keine Rolle mehr, weil danach nicht mehr eingeordnet werden kann. Wenn aber ein neutrales Geschlecht definiert wird, dann wird Individualität sogar weiter eingeschränkt, weil der_die neutral definiert, wer das symbolische Kapital, also die Deutungsmacht hat und das ist nin einmal der weiße heterosexuelle … Mittelschicht Mann. Und genau das handelt mensch sich ein wenn er einen nunmal als intuitiv männlich Vertsanden Begriff, als neutral definiert.
Schutzräume finde ich übrigens eine super Sache, so fern sie nicht das einzige politische Engagement sind, denn nur frei von denen die eine_n als den_die definieren der_die mensch nicht sein möchte kann er_sie eine „sichere“ Identität außerhalb dieser Definition errichten. Klar gibt es Probleme mit Schutzräumen, was ist mit Menschen die als Männer bezeichnet würden, sich aber nicht so verhalten und genauso Schutz brauchen oder aggresive als Frau bezeichnete Menschen. Der richtige Weg kann aber keinesfalls sein diese Schutzräume zu verbieten, sondern den Menschen die diese betreiben mit solchen Situationen angemessen umzugehen oder sie auf nicht angemessenes Verhalten hinzuweisen. Aber Menschen brauchen Orte wo sie vor etwas bestimmten keine Angst haben müssen, um Sicherheit zu finden.
LG
Danke, Lena, für Deinen sehr engagierten Beitrag. Ich hatte das mit der post-gender Position der Piraten zwar irgendwo intuitiv vermutet aber noch nirgendwo so gut zusammengefasst gelesen. Es schlägt sich mMn argumentativ und gut lesbar auch nicht eben häufig irgendwo nieder.
Ich muss sagen, Deine Argumente sind gut vorgetragen und überzeugen überwiegend. Hoffentlich auch viele andere.
Was Du einschränkend zu „Maskulinistentrolle“ schreibst, passiert ja selbst auf der Berliner ML.
Und dabei dachte ich immer, Berlin sei führend in Innovation (Liquid Feedback) und Agenda-Setting (Gender vs. post-gender). Wenn ich das dann hochrechne bin ich nicht ganz überzeugt, dass die tatsächliche Mehrheit der Piraten bundesweit post-gender denkt, verinnerlicht hat und so agiert.
Diese Skepsis werde ich mir noch etwas bewahren bis ich mich komplett vom Gegenteil überzeugen konnte.
Und mich vielleicht noch selbst etwas zum spannenden Thema ‚post-gender‘ weiterbilden. 😉
@Antje Schrupp:
„Ein Vater kommt mit seinem Sohn ins Krankenhaus. Der Sohn muss operiert werden. Der diensthabende Chirurg tritt an den OP-Tisch und sagt: Oh, die Operation kann ich nicht machen, das ist ja mein Sohn! What happend?“
Dieses Beispiel, das mir das Problem aufzeigen sollte, kenne ich bereits aus der längeren Fassung. Als ich das zum ersten mal gelesen hab, hat es aber nicht funktioniert. Bei mir war tatsächlich bis zum Ende der Arzt eine nicht dem Geschlecht zuordnenbare Person. So in etwa ein Silouette mit Fragezeichen. Erst am Ende wurde es aufgelöst ob es sich bei dem Arzt um einen Mann oder eine Frau handelt.
Ist die Rede von einem „Pirat“, dann weiß ich auch nicht ob es sich dabei um Mann oder Frau handelt. Das Problem sehe ich dabei eher, dass einige Personen mir nun einreden wollen es handele sich dabei um einen Mann aber keinesfalls um eine Frau weil „Pirat“ männlich ist. Obwohl es für mich, so wie ich es gelernt habe, generisch ist.
Ich bin auch so gemein und meine, dass Pusch hier kein Problem entdeckt hat, sondern ein Problem konstruiert hat.
@Lena Rohrbach
Ich hätte da noch ein paar Fragenzeichen zu der Kritik an der Kritik an der Kritik. Sie schreiben:
„Diskriminierung kann und sollte von allen Piraten entschlossen entgegengetreten werden. Es ist gerade wünschenswert, dass die Gleichstellung der Geschlechter (Hautfarben, sexuellen Orientierungen…) dabei nicht nur von der scheinbar eigenen Gruppe vorangetrieben wird, sondern sich auch „Männer“ für „Frauen“, „Weiße“ für „Schwarze“, „Heteros“ für „Homos“ einsetzen. Einer für alle, alle für einen – Feminismus geht uns alle an! Gerechtfertigte politische Ziele können nach wie vor verfolgt und auch politisch artikuliert werden. Dass das feministische Projekt, geht es nicht mehr um die Diskriminierung von „Frauen“, sondern von Menschen, deutlich häufiger mit anderen Emanzipationsbewegungen marginalisierter Gruppen zusammenfällt, ist gerade positiv zu werten.
Es haben schon einige fest gestellt, dass das Geschlechterthema ein Minenfeld ist und Sie sind voll rein getreten. Wie auch in ein paar Kommentaren sind hier klar Anti-Maskulistische Tendenzen erkennbar. Ansonsten gehen Sie auf Distanz zu solchen Positionen. Umso erstaunlicher finde ich dann von „Feminismus geht uns alle an!“ zu lesen. Da frage ich mich auch warum Sie Frauen, die aus der eigenen Gruppe heraus sich für Männer einsetzen, in den Beispielen wer sich für wen einsetzen sollte, nicht nannten. Letztlich frage ich mich dann ob es sich bei der Diskriminierung von Menschen dann nicht doch einfach nur um eine reine Umbenennung handelt, im Prinzip aber noch immer das gleiche wie vorher meint. Also allein die Diskriminierung von Frauen, was wir dann nicht einfach in „Menschen“ umbenennen sollten wenn dabei immernoch „Männer“ ausgeklammert gemeint ist. Zudem bezieht man sich damit dann im Grunde genommen nur auf ein soziales Geschlecht.
Zudem wiedersprechen Sie sich politische Werkzeuge, zu dem auch die Gleichstellung gehört, nicht anwenden zu wollen.
Da bleiben für mich einige Fragen offen. Z.B. ob die Piraten auch Diskriminierungen von Männern entgegentreten sollten? Außerdem ergibt sich hier wieder ein reichlich feminisiertes Bild wie das Thema behandelt werden sollte. Vor allem in der Thematik beschränkt oder bestimmte Thematiken von vorn herein ausgegrenzt.
Die Piratenpartei hat hier noch immer ein Problem, dass sie uns hier nicht viel neues bieten kann und trotz Post-Gender oder Dekonstruktivismus das Thema wie immer aus einer feminisierten Perspektive anpackt und damit einige Dinge als Gegeben hin nimmt. Vor allem nur mit kleinen Schrittchen davon weg begeben will. Ich denke die Beißreflexe müssen Sie sich noch einige Zeit lang gefallen lassen müssen.
@Antje Schrupp
Bei dem Satz zeigt sich dein Dilemma.
Ich lese mir den Satz dreimal durch, weiß nicht was du mir damit sagen willst. Ich rätsel herum, welchen Artikel du jetzt besonders männlich findest. Dann lese ich mir den folgenden Kommentar durch und erkenne, dass du bei dem Schreiben des Satzes die einzelnen Personen nach Geschlechtern betrachtest und diese Geschlechter aus den Artikeln ableitest. Du stellst dir dabei einen Mann vor, weil du genau so denken willst.
Ich komme nicht mal auf den Gedanken das zu tun. Deswegen verstehe ich deine Sichtweise auch nicht. Für mich ist der Chirurg ein grünes Wesen mit Mundschutz. Welches Geschlecht er hat ist in meiner Vorstellung überhaupt nicht wichtig. Ich schaffe mir keine Probleme wo keine sind.
Du kannst das mit Kindern und Erwachsenen vergleichen. Kinder sehen keine sexuellen Darstellungen. Sie haben einfach nicht die Begriffswelt dafür. Erst wenn man älter wird und durch Erfahrungen für das Thema sensibilisiert wird, erkennt man den (pontentiellen) sexuellen Inhalt von Darstellungen. Und dann glaubt man „oh.. die armen Kinder.. die dürfen das nicht sehen“. Du überträgst deine Auffassung genauso auf andere. Den Fehler darfst du nie machen. Alles was du erfasst und aufnimmst, ist eine subjektive Empfindung von dir.
Ich stelle jetzt auch eine Theorie auf:
Erst wenn alle Menschen den folgenden Satz lesen können ohne zu stutzen sind sie soweit wie ich.
„Der diensthabende Chirurg tritt an den OP-Tisch. Sie sagt: Oh, die Operation kann ich nicht machen, das ist ja mein Sohn!“
@alle
Bin ich allein wenn ich beim Begriff „Schutzraum“ dauernd an den „Panic Room“ denke?
Na endlich!
Ein denkendes Individium das sich ruhig und sachlich auseinandersetzt. Und gute Schlüsse zieht…. THX
Wenn das Kultur bei the Pirats ist, werd ich noch Mitglied…
Ein riesiges Dankeschön für diesen Blogeintrag! Mit Abstand das Beste, was ich zum Thema bisher gelesen haben. You made my day.
@KinNeko
„Ich stelle jetzt auch eine Theorie auf: Erst wenn alle Menschen den folgenden Satz lesen können ohne zu stutzen sind sie soweit wie ich. “Der diensthabende Chirurg tritt an den OP-Tisch. Sie sagt: Oh, die Operation kann ich nicht machen, das ist ja mein Sohn!”“
du sprichst hier die constructio ad sensum an.
„Constructio ad sensum (lat. „Konstruktion nach dem Sinn“, auch Constructio kata synesin, Synesis oder Synese) ist die Bezeichnung für eine formal syntaktische Konstruktion, die gegen die Regeln der grammatischen Kongruenz verstößt, aber sinngemäß korrekt ist.“ (wikipedia)
als beispiel wird dort genannt:
„Er liebte das Mädchen und wollte sie heiraten.“ (Formal richtig wäre: „… und wollte es heiraten.“)
in diesem satz scheint es noch verständlich zu sein, dass er mit „sie“ das mädchen meint.
wenn man aber beispielsweise schreiben würde
„Das Mädchen war xy, die Frau dafür xy. Er liebte das Mädchen und wollte sie heiraten.“
dann würde „sie“ sich formal auf „die frau“ beziehen und er würde die frau heiraten wollen. es käme also zu einer anderen aussage als im ersten satz. die eindeutigkeit würde fehlen und es käme zu einem missverständnis. die eindeutigkeit ist also wichtig, um die wahre aussage, den sinn, richtig erkennen zu können.
unsere sprache hat eben regeln und auch wenn man diese in einzelfällen beugen kann, kannst du nicht so tun, als enstünde dadurch nie verwirrung.
dein satz muss also nicht nur von menschen falsch verstanden werden, die ihn falsch lesen wollen, sondern auch von denen, die sich an die regeln der sprache halten, bzw der logik der sprache folgen, ohne die es zwangsläufig zu verwirrungen kommt.
und wenn du an einer einhaltung der sprachlichen regeln nicht interessiert bist, dann dürfte eigentlich auch der weiterentwicklung zu einer echten neutralen sprache – zumindest aber einer debatte über deren sinn – nichts im weg stehen.
Du meinst als der Satz „Der diensthabende Chirurg tritt an den OP-Tisch. Er sagt: Oh, die Operation kann ich nicht machen, das ist ja mein Sohn!” würde weniger Verwirrung stiften als mit „Sie“ (natürlich nur im Fall eines weiblichen Chirurgen :b)?
Artikel sind eh generell doof 🙂 Aber ich denke du hast den Sinn des Satzes schon begriffen und erkannt, dass es mir nicht um grammatikalisch korrekte Sätze geht.
dieses beispiel will ja gerade zeigen, dass es dabei zu einer verwirrung kommt, weil durch „sie“ nicht gleich ein bezug zu „der chirurg“ hergestellt wird. darum geht es ja, es müsste hier erst deutlich aufgedeckt werden, dass „der chirurg“ weiblichen geschlechts ist (z.b. in dem ein name genannt wird), um „sie“ einführen zu können ohne missverständnisse zu erzeugen. blöd, aber sprachlich logisch.
die frage ist doch, warum diese grammatikalisch unkorrekte schreibweise sinnvoller sein soll, als einen anderen eingriff in die sprache zu wagen, der vll auch alle missverständnisse beheben kann. ein umdenken ist so oder so notwendig, warum nicht gleich ein radikales?
====@sub====
Danke für deinen sehr guten Kommentar, du hast überwiegend Recht – ich halte unsere Positionen aber auch gar nicht für inkompatibel.
Es ist richtig, dass sich unter „Pirat“ die meisten Menschen einen Mann vorstellen. Das ist aber Gewöhnung und es lässt sich ändern. Innerhalb der Partei z.B. tue ich das mittlerweile nicht mehr, einfach weil ich selbst so oft mit „Pirat Lena“ unterschrieben habe oder andere entsprechendes habe tun sehen. Ich will nicht sagen, dass es ein leichter Weg ist. Aber er scheint mir letztlich das kleinere Übel. Vgl. auch mein P.S., die Alternativen scheinen mir aus den dort dargelegten Gründen ungeeigneter.
Durch eine Neudefinition werden natürlich noch keine Probleme gelöst, das ist richtig. Stattdessen muss die Überzeugung, die hinter der Neudefinition steht, konsequent im Alltag zur Anwendung kommen. Ich möchte also bestimmt keine real existierenden Probleme „wegdefinieren“ und damit vertuschen. (Bzgl. der Piraten sehe ich aber auch immer noch keine Probleme, ich denke nach wie vor, dass wir ein überdurchschnittlich diskriminierungsfreier und unsexistischer Raum sind.)
Du schreibst: „Ich finde es daher sehr erstaunlich wie eine ganze Partei schon post gender sein kann. Das hieße ja, dass dort Menschen tatsächlich nie als Frau oder Mann wahr genommen werden. Das Brüste, hohe Stimme, Penis, Bartwuchs, als genauso wichtig bzw unwichtig wahrgenommen würdenwie die Augenfarbe.“
Das wäre wunderbar, wenn wir da wären, sind wir natürlich leider noch nicht (ich selbst auch nicht). Das habe ich aber auch nicht behauptet. Ich habe nur gesagt, dass für die überwiegende Mehrheit der Piraten Geschlecht kein wichtiger Einordnungsmechanismus ist. Dass heißt nicht, dass sie die Kategorien nicht anwenden, sondern nur, dass sie sehr wenig Schlüsse daraus ziehen, in welche Kategorie ein Mensch einsortiert wurde. Und auch das gilt natürlich nicht für alle, aber m.E. schon für die Mehrheit.
Außerdem ist es schon ein großer Fortschritt, wenn Menschen Geschlecht wenig Deutungshoheit über das Individuum zugestehen *wollen* – selbst, wenn sie das dann trotzdem noch *tun*, sind sie immerhin auf dem Weg in die richtige Richtung. 🙂
Du schreibst weiter: „(…)wie soll sieer dann überhaupt noch sehen, dass Strukturkategorien einen benachteiligen, eine_n zu einem bestimmten Verhalten bringen. (…) Geschlecht einfach auszublenden, führt zu zweierlei, dass diese Kategorie ganz unbemerkt weiter Verhalten strukturiert undoder, dass alles männliche neutral wird, zur Norm.“
Ja, die Gefahren bestehen, das hatte ich ja unter „Das Dilemma“ zu beschreiben versucht: „Da de facto auf der Basis von „Mann“ und „Frau“ sozialisiert und diskriminiert wird, scheint man sich also auch ein politisches Werkzeug aus der Hand nehmen zu lassen, wenn man sich den Begriffen stets verweigert. Wer eine Gruppe von Menschen nie als Gruppe von „Frauen“ sieht, übersieht vielleicht, dass andere dies tun und sie auf dieser Basis diskriminieren.“ Ich sehe die Gefahr also schon.
Aber es ist ja nicht so, als hätten nicht selbst die allerdekonstruktivistisch orientiertesten Piraten noch vor Augen, wer gesellschaftlich als Frau betrachtet und sozialisiert wird. Es ist ja nicht so, als dürften Dekonstruktivisten die Kategorien gar nicht mehr denken oder aussprechen 😉 – wenn das so wäre, würde wirklich ein wichtiges Analysewerkzeug fehlen.
„Wenn aber ein neutrales Geschlecht definiert wird, dann wird Individualität sogar weiter eingeschränkt, weil derdie neutral definiert, wer das symbolische Kapital, also die Deutungsmacht hat und das ist nin einmal der weiße heterosexuelle … Mittelschicht Mann.“
Hm, ich glaube das nicht. Man stellt sich unter dem Bezeichneten halt immer etwas vor, das aussieht wie das, was man am häufigsten gesehen hat. Traurigerweise hat eine „Reinigungsfachkraft“ in meinem Kopf einen weiblichen Körper :(. „Tierpflegefachkraft“ hingegen ist neutral, da habe ich eine undefinierte Person vor Augen. „Kindergartenfachkraft“ -> weiblich. „Baufachkraft“ -> männlich. Und so weiter. Mit „Fachkraft“ kann man gut spielen ;).
Was es zu ändern gilt, sind die gesellschaftlichen Verhältnisse. Anatomie sollte egal sein, wenn es um Berufswahl geht. Und Parteienzugehörigkeit. Und… Wenn sich die Leute unter „Pirat“ bzgl. der Partei einen „Mann“ vorstellen, liegt das also nicht am Begriff, sondern daran, dass die Partei noch (das ändert sich aber gerade!) eine Mehrzahl dieser Menschen hat. Das liegt wohl daran, dass sie anfangs v.a. aus technischen Berufen „rekrutiert“ hat. Dass in diesen mehr „Männer“ arbeiten, ist den gesellschaftlichen Verhältnissen geschuldet und nicht der Piratenpartei.
Bei Gender Gap habe ich halt sofort „aha, zwei Geschlechter und ein paar vage Undefinierbare dazwischen“ vor Augen, die funktioniert bei mir einfach nicht. :/ Hinzu kommt, dass sie parteipolitisch verdammt ungünstig wäre. Das ist kein gutes Argument, ich weiß. Aber die Mehrheit der Wähler käme damit nicht gut klar. (Bei „Wähler“ stelle ich mir übrigens auch eine bunt gemischte Truppe vor)
Bzgl. der Schutzräume stimme ich dir zu. Aber falls du verfolgt hast, um was für einen Schutzraum es bei den Piratinnen (und in meinem Bsp. im Text) ging: Um eine „Frauenmailingliste“. Ich habe nichts gegen einen Schutzraum z.B. für alle, die sich diskriminiert fühlen, alle, die mit dominantem Diskussionsverhalten Probleme haben, alle, die den Eindruck haben von Menschen, die mit Technik erzogen wurden, nicht ernst genommen zu werden, weil sie mit Puppen sozialisiert wurden… etc.. Aber das sind Kriterien, die quer zu „Frau sein“ liegen. Wenn man stattdessen etwas „Frauenmailingliste“ nennt, betreibt man ganz massiv Rekonstruktion und man bezieht sich auf ein Kriterium, das an sich keine Rechtfertigung für Abschottung bietet. Abschottung ohne Rechtfertigung ist aber gefährlich, wir wollen ja auch keine „Weißenmailingliste“ oder „Hierarchieoberstenliste“ oder „Liste für Leute mir reichen Eltern.“
Lena schreibt:
„Man radiert die Kategorie aus, die jeder Sexismus notwendig für sein Funktionieren braucht und deren Nutzen, sofern sie überhaupt einen hat, demgegenüber äußerst beschränkt ist.“
Dann verhindert man auch Rassismus, wenn die „Kategorien“ Schwarz oder Weißen ausblendet? Und wer sagt, dass die Kategorien „Mann“ und „Frau“ – sofern sie überhaupt einen Nutzen haben – dieser nur äußerst beschränkt ist? Mit diesen Annahmen hängen wir doch schon wieder in eben jener Überwindungsideologie fest, die vermitteln will, dass man nur fest daran glauben muß, dass es keine Differenzen gibt und schon fallen sie keinem mehr auf. Das ist doch naiv. Hinzukommt, dass der Nutzen einer Überwindung der (aller) Kategorien überhaupt nicht schlüssig erklärt wird, denn die Annahme, die Kategorisierung würde die Diskriminierung besorgen, darf bezweifelt werden. Rassismus und Sexismus begründen sich vor allem auf optischen Merkmalen und die werden nicht dadurch überwunden, dass einem die Begriffe verboten sind, an Hand deren man die Gruppen einteilt. Die Kategorisierung ist meines Erachtens überhaupt kein Problem, sondern vielmehr die politischen, sozialen und moralischen
(Auf/Ab-)Wertungen dazu, die an die jeweilige Gruppe gebunden sind und die Gruppe bilden sich nicht über die Begriffe, sie sind einfach da.
Der angenommene Nutzen, Diskriminierung könne überwunden werden, in dem Unterschiede „übersieht“ und die Kategorisierung danach untersagt, scheint mir nicht wirklich überzeugend dargelegt.
Ich freue mich, der breiten Öffentlichkeit bekannt geben zu dürfen, dass die männlich sozialisierten Mitglieder der Berliner Crew „Fliegende Luftbrücke“ sich von nun an im Zusammenhang mit ihrer Parteizugehörigkeit als „Piratin“ bzw. „Piratinnen“ bezeichnen werden. Damit stellen wir ein weiteres Mal unsere Vorreiterrolle zur Schau.
Chefideologe Christoph dazu: „Wie Julius in seinem Kommentar zu Lena Rohrbachs Blogpost auf Pavels Blog (http://aggregat7.ath.cx/2010/03/10/zum-genderthema-in-der-piratenpartei ) schon sagte, ist es ein bedeutungsschwangeres Zeichen, sich nicht bloß gegen dieses Genderthema durch Verweis auf die eigene Abgeklärtheit zu verwahren, sondern selbst sprachliche Distanziertheit zu demonstrieren – ohne die Befürchtung, dadurch sein primäres Geschlechtsmerkmal einzubüßen. Ich fordere alle Parteimitglieder auf, unserem Beispiel Folge zu leisten!“
Hallo Lena und Diskutierende,
Ich habe sowohl den Beitrag als auch die Diskussion gern gelesen 🙂
Ich tendiere wie du, Lena, zu der dekonstruktivistischen Seite, die Fürs und Widers wurden ja schon angeregt diskutiert. Eine zweite Diskussion dreht sich um die Haltung der Piratenpartei. Da schätze ich die Piraten leider als weniger deskonstruktivistisch ein als du.
Zu meiner Perspektive: Ich habe öfter was mit den Piraten gemacht, Diskusionen mitverfolgt, stecke aber lange nicht so sehr drin wie du.
Du schreibst in deiner Antwort an Ralf:
„Was es leider tatsächlich gibt, sind Beißreflexe á la “boah, das Genderthema schon wieder”. Das ist das einzige, was mir je negativ aufgefallen ist. Diese führe ich mehrheitlich auf eine Abwehr gegen den Druck, Geschlecht als wichtigen Einordnungsmechanismus anzunehmen, zurück, die einfach nur wenig eloquent artikuliert und deshalb missinterpretiert werden. (…) Immer, wenn ich diese Leute angesprochen habe, stellte ich fest, dass sie im Grunde dekonstruktivistisch motivierte Feministen waren, das aber nur nicht gut ausdrücken konnten.“
Ich denke, ich kenne einige der Argumentationen/Kommentare, auf die du dich beziehst. Und ich habe viele anders interpretiert.
Hier eine Rekonstruktion aus dem Gedächnis: Oft wurde irgendein eher differenzfeministischer Vorschlag als „extremistisch“ abgetan. Und Piraten seien ja nicht für „Extremismus“ oder für extreme Maßnahmen. Statt dessen seien sie freiheitlich und individualistisch, sähen den Menschen als Menschen, nicht als Vertreter eines Geschlechts. Gegen Diskrimminierung würden sie mit weniger extremen Mitteln kämpfen. (Ich unterstelle niemandem, genau das gesagt zu haben, bitte nicht angesprochen fühlen.)
Ich verstehe die dekonstruktivisitsiche Position als radikaler als die differenzfeministische (sie geht an die Wurzeln). Ich glaube auch, eine Gesellschaft, die tatsächlich post-gender wäre, würde sich stärker von unserer heutigen Gesellschaft unterscheiden, als eine, in der der Differenzfeminismus großen Einfluss hätte. Die Position verlangt auch, dass man sich in größerem Maße kritisch mit dem eigenen Verhalten auseinadersetzt und Gewohnheiten (wie den Toilettengang!) ändert als es die differenzfeministische verlangt.
Dekonstruktivistische Politik ist nicht die moderatere. Wer also schon ein Binnen-I oder Frauenbeforzugung als „extremistisch“ abstempelt, der drückt sich nicht nur unklar aus. Ich interpretiere die unglückliche Wortwahl so, dass ihm dieser Eingriff in seine Gewohnheiten zu extrem, zu krass ist. Er zieht es vor, dass sich die Geschlechterverhältnisse nicht radikal ändern.
(Disclaimer: Nicht alle, die gegen das Binnen-I oder gegen Frauenbevorzugungsregeln argumentiert haben, haben so argumentiert, aber es ist mir wirklich öfter begegnet, mit oder ohne Beißreflex.)
Außerdem verstehe ich nicht, warum ausgerechnet die Piraten und deren Sympathisanten sich im Internet so viel schlechter benehmen als Angesicht zu Angesicht. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass aggressive oder diskrimminierende Kommentare nicht kommen, wenn man sich gegenüber sitzt. Aber warum klappt es dann im Netz nicht? Ihr seid doch die mit der Medienkompetenz, Leute! 😉
Bleiben zwei Anlässe zur Hoffnung: 1. Dass derzeit selbstverständlich eine beachtliche Menge an Frauen in Führungspositionen gewählt wird. 2. Die Bestrebungen, Parteiprogramme und Wahlprogramme zu erweitern. Vielleicht schaffen es einige Vorschläge, die ernst machen mit echter pluralistischer Politik. Und die die derzeit diskrimminierten Gruppen nicht allein lassen. Wir werden sehen.
ich widerspreche der These, die Piraten hätten die progressivste Position. ich behaupte, die Piraten haben noch keine, da die Diskussion noch nicht ausreichend geführt wurde.
ob nun am Ende der Diskussion sich die Position des Beitrags durchsetzt, oder man sich für Binnen-I und Frauenquoten einsetzt finde ich irrelevant. Das Wichtige ist die Diskussion. Ich halte beide Positionen für richtig, wenn man sich dem Ziel klar ist.
Die Gefahr bei der Positionierung des Beitrags ist nur, dass vergessen wird, dass die Bevölkerung auf einen anderen Sachstand ist. Und man die Diskussion etwa über Quote in der Wirtschaft für Vorstandsposten als zielführend ansieht.
Hi Lena, die Debatte um dekonstruktivistische und nicht-dekonstruktivistische feministische Praxis ist ja nicht neu, und ich wollte sie hier auch gar nicht vom Zaun brechen, ich wollte lediglich einwerfen, dass sich eine Praxis, die Kategorienbildung ablehnt, eben mit dem Vorwurf, die Realität zu ignorieren, konfrontiert sehen würde. Das ist eine Debatte, die ich in einer tatsächlich poststrukturalistischen Piratenpartei gerne geführt sehen würde.
Aber, und hier kommen wir zu dem zweiten Zitat aus meinem Kommentar, ich nehme der Piratenpartei bei weitem nicht ab, poststrukturalistisch zu sein. Es mag einige wenige wie dich geben, die einen solchen (ohne Zweifel feministischen) Anspruch haben. Der Großteil – und auf die bezieht sich mein Satz, nicht auf dich – ist aber einfach nur antifeministisch, aus verschiedenen Richtungen.
Die einen sind nicht gegen Kategorien zur Identitätenbildung, sondern wollen nur nicht, dass diese Kategorien zu starken Einfluss auf die staatliche und gesellschaftliche Behandlung des Individuums haben – klassische Gleichberechtigung eben. Aus ihrer Position der hegemonialen Männlichkeit ist diese aber schon fast erreicht, und der herrschende Legalismus („Vorm Gesetz sind doch schon alle gleich“) zusammen mit einem kulturell mitgelieferten Antifeminismus sorgt endgültig dafür, praktischen Feminismus abzulehnen. Andere sind noch näher an maskulistischen Positionen.
Wenn dieser Großteil sich positiv auf deinen Text bezieht, und das macht er ja, dann eben um ihn als Feigenblatt vor sich herzutragen. Wirklich verstanden, gewollt oder gelebt wird ein Poststrukturalismus von denen nicht.
@Adrian: Um deine Ansicht zu verstehen: Ein Großteil in der Piratenpartei fände es also schlecht, wenn sich mehr Frauen z.B. für technische Berufe interessieren, in Spitzenpositionen gelangen oder mehr Männer sich um die Betreuung ihrer Kinder kümmern würde?
@Georg: Vermutlich nicht, aber wer fände das schon schlecht? Die großen Parteien jedenfalls nicht. Das nicht „schlecht“ zu finden ist wirklich keine überzeugende, progressive, libertäre Position. Erst recht ist es keine dekonstruktivistische, wie Lena sie hier beschreibt und der Piratenpartei zuschreibt. Und selbst dieses bisschen Gleichstellungspolitik ist schon nicht unumstritten in der Piratenpartei.
Die Berliner Crew Fliegende Luftbrücke handelt, indem sich alle Mitglieder, auch und gerade die männlichen, als Piratinnen bezeichnen!
http://tinyurl.com/y96uhrp
@Adrian: Wer es schlecht findet, wenn Frauen mehr klassische „Männerrollen“ ausfüllen und umgekehrt? Nun, ich dachte, genau das wären Antifeministen.
Ich stimme dir zu, wenn Du in der PP einen Anti-Differenz-Feminismus siehst. Da zähl ich mich sogar mit dazu. Wo aber siehst Du einen Anti-Dekonstruktions-Feminismus?
Oder anders: In welchen Bereichen findet ein Großteil in der PP eine Geschlechter-Kategorisierung Deiner Ansicht nach gut?
@LeV – du schreibst: Man kann zu Lenas Idee einer Piratinnen-Mailingliste stehen wie man möchte. Dass sie persönlich derart unsachlich angegriffen und abgewatscht wurde, zeigt dass Diskriminierung auch in der Piratenpartei nach wie vor ein Thema ist. Sei es nun Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder Diskriminierung aufgrund einer Meinnug, eines Wunsches oder einer Idee, die bei der Mehrheit keinen Anklang findet. […] Anstatt mit ihr über ihre Idee zu sprechen, ihr zuzuhören und konstruktiv einen Lösungsansatz zu finden, der bei der Mehrheit konsensfähig ist, wurde vielenorts über sie hergezogen und gelästert. Und das ist ist etwas wirklich ganz Unschönes. –
Bleiben wir doch bei den Tatsachen. Auf einen Dialog kam es Lena Simons nicht an, siehe die Pressemail die verschickt wurde. Eine Diskussion war nicht möglich. Deshalb sollte man sich über die Reaktionen nicht wundern vor allem auch aufgrund der aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen gegen Piraten von Lena Simons. Ich finde es ziemlich Unschön für eine Idee die nicht Mehrheitsfähig ist, nun trotzdem eine Mehrheit zu erzwingen und zudem denjenigen den schwarzen Peter zuschieben die dagegen waren.
@Georg: Nein, das ist kein Antifeminismus, sondern nur eine inhaltliche Position, die vielen feministischen Positionen widerspricht. Das macht die Position aber noch nicht per sé antifeministisch. Umgekehrt, und das habe ich eigentlich durchaus ausgeführt, macht eine diffuse Befürwortung von „Gleichstellung“ (übrigens eine Forderung aus dem was du Differenzfeminismus nennst und wenn wie bei dir auf Geschlechterkategorien bezogen ganz und gar undekonstruktivistisch) noch lange keine feministische Position & widerspricht vor allem auch nicht der Klassifizierung als antifeministisch.
Ich weiß nicht, wo ein Großteil der Piratenpartei eine Geschlechter-Kategorisierung gut findet, aber ich sehe einen kulturellen Antifeminismus (das wird jetzt hier hingebogen zu einem „Anti-Differenz-Feminismus“, aber nur weil ihr meint damit einen schönen Begriff für die Lila Latzhose gefunden zu haben), ich sehe eine konkrete Ablehnung feministischer Praxis (wie auch immer geartet – der „Gender Gap“ bspw. kommt aus dem hier so gefeierten queeren Postfeminismus und wird ignoriert oder zusammen mit dem Binnen-I in eine Tüte gesteckt), ich sehe eine Leugnung struktureller sexistischer Macht & Unterdrückung (erst recht in der Piratenpartei, aber auch in der Gesellschaft), … das ist Antifeminismus, und zwar einerseits wirklich gegen das Konzept „Feminismus“ (dieser Kotzreflex den viele Leser_innen bei meinen Worten „strukturelle sexistische Macht & Unterdrückung“ überfällt), andererseits gegen alles was feministische Analyse & Praxis ausmacht.
Die Piratenpartei HAT KEINE feministische Praxis, und nicht mal der sehr aufs Subjekt bezogene Postfeminismus würde dem herrschenden „Nix tun“ eine solche zusprechen.
Die Piratenpartei HAT KEINE feministische Theorie, und auch wenn hier einige mit Queer-/Post-Feminismus ankommen (was mich sehr freut) und viele andere das mit fraglichen Motiven und ohne Verständnis für die Thematik übernehmen, herrscht eben doch hegemoniale Männlichkeit.
Ich freue mich wirklich, dass Feminismus mittlerweile so ein Thema ist auf das sich positiv bezogen wird. Noch vor einem guten halben Jahr wäre allein das Wort „Feminismus“ in Piratenkreisen undenkbar gewesen. Um aber einem feministischen (Selbst-)Anspruch gerecht zu werden muss aber noch einiges passieren.
Da müsste erstmal ein klares Statement her, dass es eben sexistische Machtverhältnisse in der Gesellschaft gibt, und dass die nicht mit rechtlicher Gleichstellung zu erledigen sind. Im speziellen müsste die Nerdszene, und die Freie-Software-Szene betrachtet werden, in der der Nichtmänneranteil noch mal massiv geringer ist als in der normalen Softwarewirtschaft. Bei dieser Frage hilft es auch nicht, die vllt 10% Frauen zu fragen, die sich in diesen Szenen halten, denn gerade die haben sich ja NICHT abschrecken lassen. Viel relevanter sind die anderen Frauen (bei einer strikt antibiologistischen Position und einem tatsächlichen Frauenanteil von 10% eine Gruppe von rund 80% der Piratenparteigröße), die eben abgeschreckt werden.
Gleichzeitig müsste eben auch eine feministische Praxis entstehen, denn auch Postfeminismus ist nicht „Nichts tun“ und „Geschlecht ignorieren“. Das eigene Verhalten und der soziale Kontext muss ständig thematisiert und kritisiert werden, eben weil unsere Gesellschaft Geschlechtskategorien so tief in uns konstruiert. Das ist eine Arbeit, die in linksradikalen und feministischen Kreisen seit Jahrzehnten ständig und mit fraglichem Erfolg stattfindet, und ich glaube nicht, dass sich nennenswerte Teile der Piratenpartei darauf einlassen würden. Alles andere ist aus meiner Sicht aber bestenfalls Ignoranz.
Gibt es denn innerhalb der Piratenpartei konkrete Ansätze, was dagegen unternommen werden kann, wenn sich ein Mensch, der sich als Frau begreift, aufgrund seiner Geschlechtsidentität diskriminiert wird oder sich zumindest diskriminiert fühlt. Wie gehen Piraten damit um und wie wollen Piraten in der Welt da draußen gegen die Ungleichbehandlung von Menschen mit anderem, als heteronormativ männlichem Geschlecht konkret vorgehen? Selbst wenn man sich nun für die Dekonstruktion der Zweichgeschlechtlichkeit entscheidet, sind das ja Probleme, die in der Welt existieren. Eine Partei, deren Handeln und Denken bei der Aussage „Wie sind Postfeminismus, basta!“ aufhört, kann ich als Feministin nicht wählen. Da muß irgendwie mehr programmatische Substanz her, gerne dekonstruktivistisch. Aber nicht in der Form: Diskriminierung von Frauen? Das ist ein Problem anderer Leute, darum kümmern wir uns nicht. Das kann’s m.E. nicht sein.
Danke Lena, ich kann dir da voll und ganz zustimmen.
Was in einigen Kommentaren die Diskrepanz zwischen „Wir wollen postgender sein“ und „Die Welt ist nicht postgener“ angeht, wollte ich nochmal kurz vertiefen:
Am Anfang einer jeden Entwicklung steht eine Idee. Manche Ideen sind revolutionär, manche trivial. Wo aus einer revolutionären Idee eine Weiterentwicklung hervorging, war diese Entwicklung ebenso revolutionär:
Sei es die Umgestaltung eines Regierungssystems (franz. Revolution, Paulskirche), sei es eine Veränderung des Weltbildes („die Erde ist eine Scheibe“) oder die Überwindung der Rassendiskriminierung („I have a dream“). Wir sehen all dies für uns als positive Entwicklungen, auch wenn wir zugestehen, dass es immer noch Diktaturen, Aberglauben und Rassismus gibt – und in manchem Kopf hierzulande dies auch noch gedacht wird und gelegentlich danach gehandelt wird.
Kurz: Um etwas anzuschieben, muss man es vorantreiben. Es gibt keine „in die Ausßenwelt passenden“ Ideen, die wirklich etwas bewegen wollen.
Arbeiten wir an einer Partei, die sich postgender nennen kann, auch, wenn wir damit Vorreiter und Vorlebende sind. Als Abbild und Nachahmende werden wir hier nichts bewirken.
=====@adrian====
An der Stelle kommen wir vermutlich nicht recht weiter, weil wir die gleichen (? s.U.) (Sprech)akte unterschiedlich interpretieren und zumindest ich nicht weiß, wie rausfinden, wer nun Recht hat. Sogar dass du anführst, dass mancher erwähnt, dass Gleichberechtigung doch schon fast erreicht sei, könnte ich in meinem Sinne interpretieren: M.E. ist, ob man politische Instrumente nutzen sollte, die Kategorien (re-)konstruieren, ja kontextabhängig. In einem Kontext der beinahen Gleichberechtigung (haben leider wir nicht, nur mal hypothetisch) sollte man es eher nicht, denn da ist die rasch einsetzende und starke Wirkung, die diese oft haben (z.B. Quoten), nicht so notwendig, dass man dafür die Nebenwirkungen (die Rekonstruktion) in Kauf nehmen sollte. Insofern könnte ich das, was dich dazu gebracht hat, das hier
„Aus ihrer Position der hegemonialen Männlichkeit ist diese aber schon fast erreicht, und der herrschende Legalismus („Vorm Gesetz sind doch schon alle gleich“) zusammen mit einem kulturell mitgelieferten Antifeminismus sorgt endgültig dafür, praktischen Feminismus abzulehnen.“
zu schreiben, auch in meinem Sinne interpretieren: Da will jemand darauf hinweisen, dass es nicht der richtige Kontext für Instrumente mit rekonstruierenden Nebenwirkungen ist.
Aber: Will ich gar nicht, erscheint mir nämlich selbst allzu sehr wunschdenken. Stattdessen würde mich interessieren, woher du deine negative Einschätzung nimmst. Du bist Berliner Pirat, aber nicht aktiv, richtig? Komm mal wieder vorbei. Über´s Internet bekommt man schnell den Eindruck, die handvoll Trolle sei repräsentativ für die Partei. Die guten Leute schreiben leider zu wenig und machen zuviel 😉 im RL. (Wie meine Freundin Anna hier in den Kommentaren richtig anmerkt sind wir „doch die mit der Medienkompetenz“, weshalb der Verweis, etwas sei „doch nur Internet“, nicht so gut zieht. Aber ich seh da echt Unterschiede.)
Wir stehen jetzt bei „sind sie nicht!“, „sind sie doch!“, „sind sie nicht!“ und ich glaube, wir könne nur warten und sehen, wie sich die Partei entwickelt und wer Recht hatte. Lust auf eine Wette?
P.S.: In deiner Antwort an Georg schreibst du, du sähest eine Leugnung struktureller sexistischer Macht und Unterdrückung in der Piratenpartei. Wo ist die Macht und Unterdrückung denn? Ich seh die nämlich auch nicht. Strukturell? Huch.
====@goofos=====
„Wie auch in ein paar Kommentaren sind hier klar Anti-Maskulistische Tendenzen erkennbar.“
* Trommelwirbel *.
Sorry 😉
„Da frage ich mich auch warum Sie Frauen, die aus der eigenen Gruppe heraus sich für Männer einsetzen, in den Beispielen wer sich für wen einsetzen sollte, nicht nannten.“
Weil es Beispiele waren und keine vollständige Aufzählung und weil es in der jetzigen Debatte um „Frauen“ geht. Da ich aber für eine möglichst weitgehende Dekonstruktion von Sex&Gender plädiere wäre ich natürlich vollkommen irre, wäre ich nicht der Meinung, dass sich auch „Frauen“ für „Männer“ einsetzen sollen. In meiner Terminologie: Ich bin der Meinung, dass sich Menschen für Menschen einsetzen sollen. (Und auch für sonstige Tiere, aber das ist ja nicht das Thema.)
„Also allein die Diskriminierung von Frauen, was wir dann nicht einfach in “Menschen” umbenennen sollten wenn dabei immernoch “Männer” ausgeklammert gemeint ist.“
Ganz sicher nicht. Wehrpflicht abschaffen und im Kino darf jeder weinen. (Leider laufen in der Männerbewegung zahlreiche antifeministische Backlashidioten herum.)
„Zudem wiedersprechen Sie sich politische Werkzeuge, zu dem auch die Gleichstellung gehört, nicht anwenden zu wollen. “
Was ich versucht hatte auszudrücken war, dass viele „herkömmliche“ Werkzeuge Nebenwirkungen haben, weil sie der Dekonstruktion im Wege stehen. Die kann man aus strategischen Gründen trotzdem anwenden, in manchen Kontexten bin ich sogar dafür, aber man sollte sich der Problematik bewusst sein.
„Z.B. ob die Piraten auch Diskriminierungen von Männern entgegentreten sollten?“
Natürlich! Die Piraten sollten sogar der Diskriminierung von „weißen, heterosexuellen, männlichen, nicht behinderten“ Managern entgegentreten! (Diskriminierung ist ein sog. dichter Begriff, d.h. er enthält sowohl deskriptive als auch normative Elemente. Es ist analytisch wahr, dass Diskriminierung pro tanto moralisch falsch ist. Ich brauch deshalb gar nicht über Beispiele nachzudenken um sagen zu können, dass die die Piraten natürlich jeder Diskrimierung (pro tanto) entgegentreten sollten.) Allerdings muss politische Praxis auch Schwerpunkte setzen und für „Frauen“ gibt´s m.E. immer noch sehr viel mehr zu tun – falls das der Satz war, den du rauskitzeln wolltest.
==== Isquierda====
Du schreibst: „Dann verhindert man auch Rassismus, wenn die “Kategorien” Schwarz oder Weißen ausblendet?“
Nein, wenn „man“ sie „ausblendet“ nicht. Dann macht der Rest der Welt einfach weiter und einem selbst fehlt die Analysekategorie um zu kapieren, was geschieht. Aber wenn wir für das Gedankenexperiment mal kurz annehmen, Rassismus bezöge sich ausschließlich direkt auf Hautfarben (der ist ja komplexer), dann würde man Rassismus tatsächlich verhindern, wenn man die Kategorien gesamtgesellschaftlich vollständig dekonstruierte, ja. Wenn niemand mehr Menschen in „Frauen“ und „Männer“ einteilte, wenn man beim Ansehen eines Menschen gar nicht mehr wüsste, wie man das überhaupt tun und was das überhaupt heißen sollte, dann kann man nicht mehr sexistisch handeln oder denken. Oder überseh ich da was?
„Und wer sagt, dass die Kategorien “Mann” und “Frau” – sofern sie überhaupt einen Nutzen haben – dieser nur äußerst beschränkt ist?“
Ich. :p
Also, mir fällt nicht wahnsinnig viel ein. Hast du Vorschläge? Manche Leute schätzen Kategorien, deren Normativität sie sich unterwerfen können, damit sie von ihrer Freiheit nicht überwältigt werden. Aber auch die wären wohl langfristig ohne glücklicher und können ja einen Sartrelesekreis aufmachen ;). Ich nehm aber Vorschläge für ihren Nutzen entgegen.
„Mit diesen Annahmen hängen wir doch schon wieder in eben jener Überwindungsideologie fest, die vermitteln will, dass man nur fest daran glauben muß, dass es keine Differenzen gibt und schon fallen sie keinem mehr auf. Das ist doch naiv.“
Natürlich gibt es Differenzen – zwischen Menschen. Da du ja gerade von Rassismus sprachst: Glücklicherweise sind sich mittlerweile fast alle Wissenschaftler einig, dass das Konzept „Rasse“ falsch ist. Findest du vermutlich auch.
Wikipedia begründet die Unsinnigkeit der Kategorie „Rasse“ wie folgt: „Diese Ansichten gelten seit den 1990er Jahren als überholt, da genetische Untersuchungen ergaben, dass die Unterschiede zwischen den vermeintlichen Rassen wesentlich geringer sind als die Variabilität innerhalb dieser Populationen und dass es sich somit nicht um Rassen im biologischen Sinn handelt.“
Und jetzt schaue man sich mal den Wikiartikel zu „Frau“ an, da steht unter morphologische und physiologische (also nur die „hard facts“, sex, nicht gender, wohlgemerkt) Merkmale: „Dabei fällt auf, dass in jedem bisher untersuchten Zusammenhang die Varianz innerhalb der Gruppen „Männer“ und „Frauen“ jeweils höher ist als zwischen den beiden Gruppen.“
Mit dieser Begründung wird „Rasse“ also abgelehnt, aber „Geschlecht“ bleibt stehen?
Natürlich schaffen wir das nicht innerhalb von einer Generation. Aber das macht das Ziel nicht unmöglich. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen :).
„Hinzukommt, dass der Nutzen einer Überwindung der (aller) Kategorien überhaupt nicht schlüssig erklärt wird, denn die Annahme, die Kategorisierung würde die Diskriminierung besorgen, darf bezweifelt werden.“
Das wollte ich auch nicht behaupten. Kategorisierung ist m.E. eine notwendige, jedoch keinesfalls eine hinreichende Bedingung für Diskrimierung.
„Rassismus und Sexismus begründen sich vor allem auf optischen Merkmalen und die werden nicht dadurch überwunden, dass einem die Begriffe verboten sind, an Hand deren man die Gruppen einteilt.“
Es geht ja auch nicht nur um die Begriffe, sondern um die Konzepte, die die Begriffe bezeichnen. Und Sexisten diskriminieren nicht „Klitoristräger“, sondern „Frauen“. Anatomische Merkmale diskriminieren ist total unspannend ;), man braucht schon ein reichhaltigeres Konzept, um sich ordentlich dran hochziehen zu können. Es diskriminiert ja auch niemand Menschen mit der Kombi lange Zehen/ kurze Haare / braune Augen / Leberfleck an der Schulter. Also warum Menschen mit der Kombi Klitoris / Brüste? Weil man eine Häufung von anatomischen Merkmalen aus der Kiste „weibliche anatomische Merkmale“ zu „Frau“ zusammensetzt und das mehr als die Summe der Teile ist. (Viell. hätte man auch aus der erstgenannten Kombi ein reichhaltigeres Konzept gemacht, wenn sie öfter vorkäme. Dann hätte sie einen Namen, der alle anatomischen Merkmale in einer gemeinsamen Einheit zusammenfasste, das Gefühl, etwas „in der Welt entdeckt“ zu haben, würde es noch mit weiteren Ideen aufladen – und schwupps…)
„Die Kategorisierung ist meines Erachtens überhaupt kein Problem, sondern vielmehr die politischen, sozialen und moralischen (Auf/Ab-)Wertungen dazu(…)“
Ich stimme dir völlig zu, dass das das Hauptproblem ist. Aber erstens sehe ich die Kategorien zu dekonstruieren als den nachhaltigsten Weg, dieses Hauptproblem zu lösen, zweitens glaube ich, dass dieses Hauptproblem nicht alle Probleme erschöpft. Frag mal die Menschen, die in keine der Kategorien passen oder sich in ihrer nicht wohlfühlen. Und drittens habe ich auch ein erkenntnistheoretisches Problem damit, ich glaube einfach mittlerweile nicht mehr, dass das Konzept „Frauen“ ausreichend von dem gestützt wird, was „da draußen“ ist. Die ontologische Basis ist m.E. nicht da. (Da weiß ich aber nicht, ob ich das lange verteidigen könnte, frag mich nicht, was es heißen soll, dass die ontologische Basis für irgendwas da ist ;). )
„Der angenommene Nutzen, Diskriminierung könne überwunden werden, in dem Unterschiede “übersieht” und die Kategorisierung danach untersagt, scheint mir nicht wirklich überzeugend dargelegt.“
S.o.. Aber deine Beschreibung hier ist tendenziös, ich will ja nichts „übersehen“, ich bin der Meinung, dass man derzeit etwas „hineinsieht“ ;).
====LeV====
„Gibt es denn innerhalb der Piratenpartei konkrete Ansätze, was dagegen unternommen werden kann, wenn sich ein Mensch, der sich als Frau begreift, aufgrund seiner Geschlechtsidentität diskriminiert wird oder sich zumindest diskriminiert fühlt.“
Ja :D.
Maha wird voraussichtlich auf dem nächsten Bundesparteitag einen Antrag stellen. Wenn der durchkommt, wovon ich anhand der Reaktionen im Berliner Testlauf überzeugt bin, vertreten wir zukünftig, dass jeder Mensch sich frei für eine, keine oder mehrere Geschlechterrollen oder Geschlechter entscheiden und diese Entscheidung zu jeder Zeit verändern kann.
Ich selbst hab kürzlich mal zusammengeschrieben, wie sich die Familien- und Sozialpolitik ändern müsste, wenn alle Lebensformen auch außerhalb von „Vater/Mutter/Kind“ gleichermaßen respektiert würden. Leider bin ich keine Juristin und in dem Thema auch nicht gut drin, ich wollte mich da noch mal mit Leuten zusammensetzen, die sich besser auskennen, und das dann Antragsreif machen. Im Berliner Testlauf kamen die Forderungen jedenfalls sehr gut an.
Daran wird also absolut gearbeitet. Wir sind eben eine junge Partei und erarbeiten unsere Forderungen lieber langsam und dafür gründlich.
Wie wir innerhalb der Partei mit Diskriminierung umgehen, kann ich dir leider nicht beantworten, weil mit bisher keine Fälle von Diskriminierung bekannt sind. Gäbe es welche, hätten wir in Berlin die Counselorpiraten als Ansprechpartner und Vermittler. Ich hab aber selten eine Gruppe erlebt, der es so egal war, was nun jemand für eine Anatomie hat. Wir reden die Hälfte unserer Leute ja eh mit geschlechtsneutralen Nicknames an.
„Eine Partei, deren Handeln und Denken bei der Aussage “Wie sind Postfeminismus, basta!” aufhört, kann ich als Feministin nicht wählen. Da muß irgendwie mehr programmatische Substanz her, gerne dekonstruktivistisch. Aber nicht in der Form: Diskriminierung von Frauen? Das ist ein Problem anderer Leute, darum kümmern wir uns nicht. Das kann’s m.E. nicht sein. “
Full Ack.
Du schreibst: „In einem Kontext der beinahen Gleichberechtigung (haben leider wir nicht, nur mal hypothetisch) sollte man es eher nicht, denn da ist die rasch einsetzende und starke Wirkung, die diese oft haben (z.B. Quoten), nicht so notwendig, dass man dafür die Nebenwirkungen (die Rekonstruktion) in Kauf nehmen sollte.“
Hm, also ich glaube ich stimme dir Inhaltlich zu, aber nur unter der Annahme, das du mit Gleichberechtigung nicht die Gleichheit an Rechten meinst, weil die haben wir nun wirklich beinahe.
Rechte sind nun mal juristische Entitäten. Du meinst sicherlich Gleichbehandlung. Eine solche Wortwahl würde auch deutlicher herausheben warum Rekonstruktion hier nicht erstrebenswert ist.
Rechte kann jemand haben, auch wenn die Gesellschaft das nicht umsetzt.
Noch eine anderen Aspekt möchte ich einwerfen.
Emanzipation durch Veränderung des Sprachgebrauchs lehne ich aus folgendem Grund ab:
Die Veränderung des Sprachgebrauchs wird mit der Unzulänglichkeit der Kategorien begründet. Aber unsere Kategorien sind immer unzulänglich, falls es sich nicht um (einfach) Formalisierbares handelt.
Das Ziel der Aufklärung ist es ein Bewusstsein für die Unzulänglichkeit der von Kategorien zu schaffen und nicht einfach neue für eine politischen Zweck passendere Kategorien zu entwerfen. Denn letzteres verlangt nicht zu erkennen warum und unter welchen Umständen Kategorien unpassend werden. Schlimmer! Sind die neuen aber ebenfalls falschen Kategorien einmal etabliert, kann man sie nicht kritisieren ohne sich dem Verdacht auszusetzen die politischen Ziele die neuen Kategorien motivierten nicht zu vertreten.
Es entsteht ein Widerspruch Zwischen dem Ziel der Aufklärung zu lernen seinen Verstand selbständig und richtig zu Gebrauchen und dem politischen Ziel, welches den neuen Kategorien zugrunde legt.
Die Unterscheidung der Menschheit in Frau und Mann tribt den Nutzen vor sich her, so Kinder machen zu können. Die Wahrscheinlichkeit, sich fortzupflanzen, wenn es zwei Piraten miteinander treiben, ist sehr gering. Nun kann man sich intellektuell geben und davon ausgehen, dass die Kategorisierung der Menschen in männlich (XY) und weiblich (XX) so überflüssig sind, wie jene der Rassen, verkennt aber dabei den Umstand, dass die Mann/Frau-Sache auch eine verdammt wichtige biologische Folge zeitigt, denn nur so funktioniert die Fortpflanzung.
Man sollte aber bei der ganzen debatte um Gleichstellung nicht vergessen, das Männer und Frauen nunmal unterschiedliche Denkmuster aufweisen und das daraus auch von beiden Seiten unverständnis für die andere resultiert.
Die Frage die daraus resultiert ist dann wiederrum, soll die Frau nun vermännlichen oder der Mann verweiblichen?
Ich denke beide sollten sich aufeinander zubewegen und das klappt ja auch heutzutage relativ gut.
Ich möchte mich hier nicht für eine Seite aussprechen, wenn ich behaupte, das die Emanzipation der Frau noch nicht bei allen Menschen angekommen ist.
Diese Betrachtungsweise betrifft sowohl Männer als auch Frauen, womit ganz einfach Leute in unserer Gesellschaft leben, die eine Klare trennung von männlichen und weiblichen Räumen weiterhin brauchen, um sich orientieren zu können.
Und wenn man diese Menschen nicht empfängt und an die Thematik heranführt, sondern sie „vor den Kopf stösst“, dann werden sie sich zum einen davon distanzieren und zum anderen ihre Einstellung an ihre Kinder weiter geben.
Drum denke ich, sollte man alle räume schaffen.
Und vielleicht mit dem kleinen Ideologischen hauch die leute in ihrer Freidenkerischen Entwicklung zu unterstützen.
Das heisst dann, Räume speziell für Frauen zu schaffen, aber auch Räume für Männer zu schaffen, die zwar nicht geschlossen, aber zumindest geschützt vor Diskriminierung sind.
Und obendrein natürlich den (großen) gemischten Raum aufrecht zu halten und zu propagieren, für die jenigen die diese geistige entwicklung schon hinter sich haben.
Ich jedenfalls denke, dass die ganze Problematik einen festen physiologischen Hintergrund hat und nicht blos eine Frage der Ideologie ist.
Die unterschiedliche Biochemie, die damit verbundene emotionale Steuerung, das sind nunmal sachen auf die der geist wenig einfluss hat.
Und darum sollte man auch dafür eine Lösung parat haben.
Zur feministischen Linguistik genannte Sprachvergewaltigung hat ja auch die Duden-Redaktion eine eindeutige Meinung. Sie macht auch keinen wirklichen Sinn, außer vielleicht um die Minderwertigkeitskomplexe insbesondere der Feministinnen zu füttern. Das generische Maskulinum ist aber völlig in Ordnung und in der praktischen Handhabung bewährt. Auch ist es lediglich eine sprachliche Handhabe, keine Geschlechterdiskriminierung. Wozu also Unterschiede hervorheben, wenn das Wort ohnehin geschlechtsneutral gemeint ist? Und warum bitteschön das Geschlecht als Unterschied so hervorheben? Warum nicht die Hautfarbe? Oder die Religionszugehörigkeit? Warum überhaupt Unterschiede hervorheben?
Quotenregelungen machen aus meiner Sicht auch keinen Sinn. Die Piratenpartei hat einen sehr geringen Frauenanteil. Sollen jetzt die paar Frauen zugunsten einer Quote auf Ämter gehievt werden, die sie sich nicht verdient haben, nur aufgrund ihres Geschlechts? Das mag vielleicht (mit Fragezeichen versehen) bei den Grünen oder den Linken noch Sinn machen, bei den Piraten ganz sicher nicht. Frauen ist der Eintritt in die Piratenpartei nicht verwehrt. Wenn Frauen sich politisch engagieren wollen, dann können sie es auch. Dass sie es oft nicht tun ist ein anderes Problem und sicher nicht allein darauf zurückzuführen, die Politik sei von Männern dominiert und Frauen würden nur belächelt.
Durch die Diskussion um weibliche Schutzräume kann man auch Diskriminierung schaffen. Wenn davon ausgegangen wird, dass Frauen sich momentan in der sexistischen Welt nicht durchsetzen können, warum soll ich dann eine Frau statt einem Mann befördern, die sich ja dann gegen sexistische Geschäftspartner nicht wird durchsetzen können?
Vielleicht sollten einfach die Frauen sich mehr selbst pushen und mehr Frauen dazu anhalten sich für Ämter zu bewerben etc.
Das Geschlecht einfach außen vor zu lassen und die Debatte abkühlen zu lassen könnte vielleicht mehr bringen als den Menschen dauernd unter die Nase zu reiben, dass Frauen nichts erreichen können.
Auch ein Jahr später noch ein interessanter Artikel…
Dass ein Merkmal wie das Geschlecht für gewisse Zusammenhänge unbedeutend wird ist sicherlich anzustreben. Allerdings sehe ich weiterhin viel Handlungsbedarf, was mich aber leider auch nicht wirklich wundert…
[…] angekommen: Im geschlechterpolitischen Dekonstruktivismus. Und dort ist sie genau richtig.” (Quelle: Pavel Mayer, […]